Wo über den Tod gesprochen wird

Jedes Jahr widmet sich die Akademie Theologie einem neuen Thema. 2019 geht es um den Tod. Die Vorträge aus dem vergangenen Jahr sind jetzt als Buch erschienen.

© epd-bild / Werner Krüper

Pinneberg. Der Tod ist ein Tabu. Ein Thema, über das man nicht sprechen kann. Schon gar nicht mit Menschen, die selbst im Sterben liegen. Oder doch? „An der Grenze unseres Lebens reicht unsere Sprache oft nicht aus“, heißt ein Vortrag, der diesen und weiteren Fragen nachgeht. „Wie sage ich jemandem, dass er sterben wird? Wie sage ich, dass ich sterben will? Wie spricht einer, der stirbt?“ heißt es in der Ankündigung. 
Am Freitag, 8. März, gibt Pastorin Sabine Denecke Antworten und „Anregungen aus Seelsorge, Psychologie und Medizin“, um das Sprechen über den Tod zu ermöglichen. Ihr Vortrag ist Teil der diesjährigen Akademie Theologie zum Thema „Anfang & Ende“. 
Die Reihe findet bereits seit rund 20 Jahren regelmäßig im Frühjahr statt. Die Vorträge werden immer freitagvormittags gehalten und ziehen deshalb vor allem ältere Besucher an. Diese kommen allerdings nicht allein aus Pinneberg, sondern auch aus Hamburg. Im Durchschnitt sind es etwa 60 Besucher pro Veranstaltung. 

Buch über Religion und Demokratie

Die Reihe entstand, um Menschen, die „kirchlich interessiert, aber doch distanziert“ sind, anzusprechen, sagt Organisatorin Wera Lange von der Fachstelle ÄlterWerden. Sie hat in den vergangenen Jahren den Schwerpunkt auf gesellschaftliche Fragen gelegt. 
Im vergangenen Jahr ging es um „Religion und Demokratie“. Was dort diskutiert wurde, kann man inzwischen auch nachlesen. Die Fachstelle „ÄlterWerden“ im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein hat die Beiträge unter dem gleichen Namen als Buch herausgebracht, weil den Veranstaltern klar wurde: „Diese Vorträge müssen wir auch dem Publikum zugänglich machen, das nicht kommen konnte“, sagt Lange.
Die Referenten zeigen, dass die Kirche nicht immer der demokratische Vorreiter war, als die sie sich gern präsentiert. Schon auf den ersten Seiten wird es kritisch: „Der Mainstream des Protestantismus war lange antidemokratisch, obrigkeitshörig, und zeigte überwiegend einen Hang zu autoritären Staatsformen“, schreibt Propst Karl-Heinrich Melzer. 
Er und weitere kirchliche und nichtkirchliche Referenten beleuchten das Verhältnis zwischen evangelischer Kirche und Staat. Der Band enthält zehn Beiträge, unter anderem von Propst Frie Bräsen, Pröpstin em. Monika Schwinge und Diakonie-Geschäftsführerin Maren von der Heyde. 

Keine Selbstverständlichkeit

Den ersten Vortrag der Reihe im vergangenen Jahr hielt Monika Schwinge, die von der Zeit Jesu über die Reformation bis hin zur Gegenwart den Weg der Kirche zur Demokratie nachzeichnet. Und der war holprig, denn, wie es nun im Buch heißt: „Immer wieder kann man Äußerungen hören oder lesen, die den Eindruck vermitteln, das Christentum habe den Weg zur Demokratie gebahnt. Dem ist aber in Wahrheit nicht so.“ 
Lange, die das Buch gemeinsam mit Michaela Will herausgegeben hat, sagt: „Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich erst 1984 offiziell zur westdeutschen Demokratie bekannt“. Es habe die Zuhörer bewegt, als sie das hörten. Mit dem Buch verbindet sie eine konkrete Hoffnung: „Die Menschen sollen sich Gedanken machen, welchen Wert die Demokratie in Deutschland hat. Sie ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt sie. 
Für Cornelia Strauß vom Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein wird an dem Buch auch das aktuelle Selbstverständnis der Kirche deutlich, die sich aus christlichen Überzeugungen wie etwa der Gleichheit aller Menschen und dem Schutz der Schwachen auch aktiv in die Gesellschaft einbringen will. „Wenn wir heute Flüchtlingsberatung anbieten, dann ist es das Ergebnis der Entwicklung nach 1945“, sagt sie
Info
Der nächste Termin der „Akademie Theologie“ zu „Anfang und Ende – An den Grenzen des Lebens“ findet am Freitag, 8. März, 9.30 Uhr im Katharina-von-Bora-Haus, in Pinneberg, Bahnhofstraße 20, statt. 
Buchtipp
Demokratie und Religion, Wera Lange, Michaela Will (Hg.), Traugott Bautz 2019, 121 Seiten, 15,- Euro, ISBN 978-3-95948-8-392-6
Das Buch können Sie in der Evangelischen Bücherstube bestellen.
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