Wo Kinder „ökofair“ sind

Sie macht ihrem Namen alle Ehre: die Kita Eden in Stralsund. Die Erzieherinnen haben die Bewahrung der Schöpfung im Blick. Dafür gibt’s eine Auszeichnung.

Mit einem Gottesdienst haben Kinder, Eltern und Erzieherinnen die Auszeichnung gefeiert
Mit einem Gottesdienst haben Kinder, Eltern und Erzieherinnen die Auszeichnung gefeiertPrivat

Stralsund. Sich den Teller vollladen, nach der Hälfte satt sein und den Rest wegschmeißen. Sich ein Blatt zum Malen holen und es nach zwei Strichen im Papierkorb versenken … sowas läuft nicht in der Kita Eden in Stralsund. Wie viel möchte ich wirklich essen? Woher kommt das Papier, auf dem ich male, welchen Wert hat es? „Wir bringen den Kindern das nahe“, sagt Kita-Leiterin Anett Kindler. „Auf den Teller kommt eine Portion, die ungefähr so groß ist wie mein Hunger – damit wir nicht soviel wegschmeißen müssen. Papier ist kostbar, und: Ach! Da ist ja auch noch eine Rückseite zum Bemalen.“

Kleinigkeiten. Selbstverständlichkeiten eigentlich, die aber erlernt und geübt sein wollen. „Diesen Umgang handhaben wir nicht erst so, seit wir uns um den Ökofair-Preis beworben haben“, erzählt die Pädagogin. Schon lange seien ihnen solche Kleinigkeiten wichtig, die helfen, ein Bewusstsein für die Verletzlichkeit des Planeten Erde zu schaffen.

Mit einem Brief fing alles an

Vor zwei Jahren hatte Regina Möller vom Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche einen Brief in die Kita geschickt, der die Kriterien für die Auszeichnung als „Ökofaire Einrichtung“ aufzählte und ums Mitmachen warb. „Viele dieser Kriterien erfüllten wir bereits“, erzählt die Leiterin. Aber nicht alle. „Ich habe dann mit unserem Geschäftsführer der Diakonie, Frank Hunger, gesprochen. Denn es ist ja so: Wenn wir ökofair wirtschaften wollen, kostet es etwas mehr.“ Frank Hunger stimmte zu. „Wir müssen anfangen“, fand auch er.

Schön bunt: So sieht die Kita Eden von Außen aus
Schön bunt: So sieht die Kita Eden von Außen ausPrivat

Und so machte die traditionsreiche, 92 Jahre alte Stralsunder Kita mit beim Neuaufbruch – und ist jetzt die erste in der gesamten Nordkirche, die diesen Titel bekam. Rund 100 Kinder von einem Jahr bis zum Schuleintritt besuchen nun eine „ökofaire Einrichtung“.

Außer einem maßvollen Umgang mit Ressourcen sind weitere Leitsätze zu erfüllen. „Wir haben unsere Reinigungsmittel auf die grüne Linie umgestellt“, erklärt die Leiterin. Den Strom- und den Gasanbieter angepasst. Das Büromaterial trägt nun den Umwelt-Engel. Wegwerfgeschirr gibt es auch bei Veranstaltungen nicht mehr.

Eltern eingebunden

„Außerdem stellen wir unsere Möbel in eine Austauschbörse, wenn wir sie nicht mehr brauchen“, sagt sie. „So kann man sich gegenseitig aushelfen.“ Sparen ist die Linie. Wiederverwenden. Die Kinder helfen dabei, indem sie vieles kreativ verwerten, auch beim Basteln und Malen. „Wir konnten schon eine kleinere Mülltonne nehmen, weil einfach weniger Müll anfällt.“ Auch, dass Eltern abgelegte Kinderbett­wäsche in die Kita geben, damit hier keine neue gekauft werden muss, hilft. „So binden wir die Eltern auch mit ein, und sie machen gern mit“, sagt Anett Kindler. Im kleinen Garten der Kita wächst Gemüse zum Ernten. „Die Kinder sehen es wachsen und lernen, die Pflanzen zu pflegen.“

Für Kinder, Eltern und die Kita-Leitung war es eine große Freude, die Auszeichnung zu bekommen. In einem Gottesdienst am 8. Mai wurde das gefeiert. Auch Stoffkamel Hilde und Besitzer Pastor Christoph Krasemann waren dabei. Der junge Pastor erzählte die Schöpfungsgeschichte, und Hilde machte deutlich, wie sehr auch sie das Wasser, die Tiere, die Pflanzen liebe. Auf die es gemeinsam aufzupassen gelte. „Wir möchten Kirchengemeinden den Impuls geben, mitzumachen“, erklärt Anett Kindler. „Für die Generationen, die noch länger auf diesem Planeten leben wollen.“