Wo Kinder Kirche lernen

Die evangelische Robert-Lansemann-Schule in Wismar braucht mehr Platz. Eigentlich sollte der Neubau nach den Ferien in Betrieb gehen. Doch daraus wird nichts.

Schulleiterin Steffi Wolf und Bauleiterin Manuela Bünger (v. li.) sehnen die Fertigstellung des neuen Schulgebäudes herbei
Schulleiterin Steffi Wolf und Bauleiterin Manuela Bünger (v. li.) sehnen die Fertigstellung des neuen Schulgebäudes herbeiMarion Wulf-Nixdorf

Wismar. Angefangen hat alles mit einer Klasse vor 18 Jahren. Eine Elterninitiative in Wismar wollte eine andere, eine evangelische reformpädagogische Schule für ihre Kinder. Der erste Schulstandort war im Lehensruher Weg. Das Gebäude war für vier Klassen angemietet, Hort und Schule in einem Gebäude. Inzwischen gibt es soviele Kinder in den Klassenstufen eins bis sechs, dass Räume für die Orientierungsstufe in einer Villa in der Kanalstraße angemietet werden mussten. Für die Lehrer hieß das: pendeln in den Pausen.

Die Nachfrage nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Umland sei seit Jahren enorm, sagt Steffi Wolf. Die Deutsch- und Religionslehrerin ist seit drei Jahren Schulleiterin. „Im neuen Schuljahr 2019/20 werden 280 Kinder in zwölf Klassen an der evangelischen Robert-Lansemann-Schule in Wismar lernen. Ein Neubau war dringend nötig.“ Schon vor zehn Jahren sollte die Schule erweitert werden. Das Berliner Architekturbüro W+V legte Pläne vor – aber es mangelte damals an den finanziellen Mitteln beim Träger, der Evangelischen Schulstiftung.

Förderung vom Land

Im August vergangenen Jahres übergab Bauminister Christian Pegel (SPD) eine Förderung von 2,5 Millionen Euro aus dem „Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung“ für integrierte nachhaltige Stadtentwicklung an die Stadt Wismar, die Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) an die Lansemann-Schule weiterreichte. „Das zeigt, dass die Stadt unsere Schule will“, ist die Schulleiterin erfreut. „Wir sind akzeptiert, werden als Bereicherung in der Schullandschaft gesehen.“ Die Schulstiftung hatte schon 2012 ein 2,5 Hektar großes Grundstück gegenüber der alten Schule gekauft. Baubeginn für den Neubau war im Oktober vergangenen Jahres, im Mai wurde Richtfest gefeiert.

Zum neuen Schuljahr sollte alles fertig sein – doch das klappt nicht. Noch werkeln Bauarbeiter. Aber man kann sich schon vorstellen, wie sie aussehen wird – die neue eingeschossige Schule in Holzmodulbauweise. Die Eröffnung ist für Oktober geplant. Bauleiterin ist Manuela Bünger, deren zwei Kinder an dieser Schule lernen, die Mitglied im Schulbeirat ist und die die Bedürfnisse sowohl der Lehrer und Erzieher als auch der Kinder voll im Blick hat.

Kein Beamtenstatus

Besonders freut Steffi Wolf, dass die Schule eine große Aula haben wird. Hier wird dann auch die Wismarer Kantorei proben können. Die Evangelische Musikschule (EMU) will einen Kinderchor an der Schule aufbauen.

Pastor Thorsten Markert von der Georgen/Mariengemeinde ist im Schulbeirat. Zu allen kirchlichen Festen wird zu Gottesdiensten in verschiedene Kirchen in der Stadt eingeladen, „weil unsere Kinder ja aus allen Stadtteilen kommen“, sagt Steffi Wolf. Jedes Jahr nach Ostern fahren alle Schüler sogar in eine Kirche in der Umgebung, „damit die Kinder von außerhalb den anderen ihre Kirche zeigen können“, so die 50-jährige. Pastor Markert leitet auch eine Elterngruppe „Kirche und Schule“, in der die Eltern angeleitet werden, eigenständig Andachten in der Schule zu halten. Rund 50 Prozent der Kinder kommen aus christlichen Elternhäusern.

Die Robert-Lansemann-Schule ist Ausbildungsschule, das heißt, hier können Referendare ausgebildet werden. Zwei sind bereits übernommen worden, „dadurch haben wir keine Personalprobleme“, ist die Schulleiterin zufrieden, „und wir haben eine gute Mischung aus jungen und älteren erfahrenen Lehrern“. Immerhin verzichten die Lehrer der Privatschule auf den Beamtenstatus, bezahlt werden sie aber selbstverständlich nach Tarif.