Wo geöffnete Türen Hoffnung schenken

Manche geschlossene Tür kann schön sein, doch insbesondere in der heutigen Zeit haben viele verschlossene Türen eine andere Bedeutung – in der Pandemie, an Grenzen und zwischen Menschen. Doch geöffnete Türen sind wertvoll, gerade zu Weihnachten.

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Eine schöne weihnachtliche Tradition ist für mich die geschlossene Tür zum Weihnachtszimmer. Hinter dieser Tür wartet besonders für Kinder das verheißungsvolle Glück des Festes mit all seinen Geheimnissen und Köstlichkeiten.

Verschlossene Türen können aber auch eine ganz andere Bedeutung haben. Auf dem Weg nach Bethlehem finden Maria und Josef „keinen Raum in der Herberge“, die Türen bleiben ihnen verschlossen.

Eingehende Kontrolle

In diesen Wochen sehen wir mit Sorge, dass Flüchtlingen die Türen nach Europa verschlossen bleiben. Und mächtige Staaten halten für ihre diplomatischen Beziehungen die Türen nur mit Mühe offen.

In der Pandemie öffnen sich viele Türen nur nach eingehender Kontrolle – zum Schutz des Lebens. Und manche Tür bleibt auch geschlossen. Vorsicht ist wieder das Gebot der Stunde.

Was wirklich wertvoll ist

In diesen Zeiten wird uns auf besondere Weise bewusst, wie wertvoll geöffnete Türen sind! Sie signalisieren ein Willkommen. Sie stehen für Begegnung, Gastlichkeit und menschliche Wärme. Sie können auch Freiheit bedeuten.

Die Bronzefigur der Künstlerin Annette Zappe zeigt eine Frau, die ein offenes Tor durchschreitet. In feierlichem Gewand, Zuversicht ausstrahlend, setzt sie freudig, noch halb schwebend den nächsten Schritt. Mit einem Fuß hat sie das Neuland schon berührt. Ihr Blick ist dabei in die Ferne gerichtet. Licht weist ihr den Weg.

Auch die Hirten in der Weihnachtsgeschichte werden vom Licht geleitet. Engel kommen als Licht­gestalten und rufen sie zum Stall nach Bethlehem. Die Hirten folgen dem hellen Stern und treten ein: durch eine Tür, die für sie zuallererst geöffnet wurde. Sie waren auserwählt, als Erste das Wunder zu sehen.

Der Anblick des Kindes erleuchtet ihre Seelen. Erfüllt von dem, was sie gesehen haben, gehen sie ihren Weg weiter. Verändert. Ermutigt für Neues „breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war“. Mit dieser Botschaft gelingt es ihnen, ihrerseits Türen und Herzen zu öffnen.

Der Himmel ist geöffnet

„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis“ – singen wir zu Weihnachten. Das Lied bringt die Weihnachtsbotschaft auf den Punkt. Weihnachten bedeutet: Der Himmel ist geöffnet. Der Himmel ist Gottes Nähe. Gott wird Mensch. Er schenkt uns seinen Sohn. Er schenkt sich selbst.

Jesus Christus hat die Tür zwischen Gottes Reich und unserer kleinen Welt aufgeschlossen. Als kleines Kind ist er im Stall in Bethlehem in unsere Welt gekommen. Hat sich nicht abhalten lassen von geschlossenen Gasthaustüren. Die Türen zwischen verfeindeten Menschen hat er aufgesperrt. Zu verletzten Seelen hat er Zugang gefunden. Und die schwere Tür, die Tod und Leben voneinander trennt, wird von ihm durch die Auferstehung aus ihren Angeln gerissen.

Seit jener Nacht auf dem Hirtenfeld steht der Himmel offen. Die offene Tür des Stalls von Bethlehem lädt uns ein, das Leben im Licht der Liebe Gottes zu sehen. Gewiss bleibt vieles in unserer Welt vom Dunkel der Sorgen und der Angst überschattet, aber das Licht von Bethlehem macht auch in der Gefahr Wege sichtbar. Und gibt Hoffnung. Es gibt mir Mut, mich vertrauensvoll auf den Weg zu machen und im Licht Gottes weiterzugehen, so wie die beherzt­ ausschreitende Frau auf dem Bild.

Unsere Herbergen

Lasst uns in die Weihnachtstage gehen in der Gewissheit, dass wir den Weg zu Gott finden können. Unsere Herbergen, die Kirchen, laden die unterschiedlichsten Menschen ein, den Weg zur Krippe zu finden. Möge das Weihnachtslicht uns allen in diesen belasteten Zeiten leuchten und uns ermutigen, getrost und hoffnungsfroh auszuschreiten und der neuen Zeit entgegenzugehen.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachtstage!

Unser Autor
Gothart Magaard ist Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche.