Wo Gäste als Segen gelten

Eine Delegation aus dem Kirchenkreis Mecklenburg hat die Partnerdiözesen in Tansania besucht. Unter ihnen war Ökumenepastorin Melanie Dango, hier spricht sie im Interview.

Ökumenepastorin Melanie Dango, rechts neben ihr Pastor Tom Ogilvie aus der Kirchengemeinde Pinnow und Einheimische aus Tansania
Ökumenepastorin Melanie Dango, rechts neben ihr Pastor Tom Ogilvie aus der Kirchengemeinde Pinnow und Einheimische aus TansaniaAenne Lange

Was hat Sie während Ihrer ersten Reise in die Partnerdiözesen in Tansania am meisten beeindruckt?
Melanie Dango: Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft war über­wältigend. Zudem war ich sehr ­beeindruckt von dem festen Willen unserer Partner, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten Projekte zu entwickeln, die dabei helfen, Einkommen zu generieren und ­unabhängig von fremden Geldmitteln zu werden.

Worum ging es bei dem Besuch?
Es ging – neben Begegnungen – darum, Projekte anzusehen, die vom Kirchenkreis Mecklenburg unterstützt werden. Besonders beeindruckt waren wir vom Fortschritt der Baumaßnahmen am Gonja Hospital. Dieses Hospital im Eigentum der Pare-Diözese ist im Umkreis vieler Quadratkilometer das einzige Krankenhaus. Auf Grund der geringen Zahl von Ärzten und Schwestern, der extrem knappen Finanzen, der veralteten und kaum funktionierenden Geräteausstattung und der stark sanierungsbedürftigen Gebäude beschränkte sich die medizinische Versorgung bisher auf das Wesentliche und konnte auch sehr bescheidenen Qualitätsansprüchen oft nicht gerecht werden.

Wie konnte geholfen werden?
Jetzt gelingt es, das Hospital mit Geldern des Kirchenkreises und mit großer finanzieller Hilfe von „Brot für die Welt“ grundlegend zu renovieren und zu sanieren. Die medizinische Innenausstattung ist allerdings bisher nicht Teil der Renovierung, sodass wir noch immer sehr um Spenden für die Unterstützung des Hospitals bitten.

Der Kirchenkreis Mecklenburg finanziert zudem die Renovierung von zehn „staff-houses“, Mitarbeiterhäusern, am Gonja Hospital, von denen wir sechs bereits fertige anschauen konnten. Während der zwei Tage im Bereich des Gonja Hospitals konnten wir auch die in die Jahre gekommene Wasserversorgung und die defekte Leitung zur Wasserturbine besichtigen. Hier gibt es bereits Ideen zur Unterstützung mit Hilfe Dritter.

Aenne Lange

Gibt es auch neue Projekte?
Wir konnten auch einen vom Kirchenkreis geförderten Kindergarten in einer Missionsgemeinde unter der Massai-Bevölkerung besichtigen und mit einweihen. Ebenso waren wir Zeugen der Grundsteinlegung für das geförderte Mwanga-Hostel, das als Einkommen generierendes Projekt in der Mwanga-Diözese gebaut wird. Zudem fand die Einweihung einer geförderten Maismühle für das Usangi College statt. Neben Besuchen in vielen tansanischen Gemeinden konnten wir auch kirchliche Schulen und Gesundheitszentren sowie landwirtschaftliche Projekte wie Fishfarming, Avocado-, Papaya-, und Ingweranbau besuchen.

Wie war der Kontakt zu den Menschen?
In Tansania gelten Gäste als besonderer Segen, und so wurden wir auch behandelt. Natürlich darf auch kein Gast ohne ein kleines Erinnerungsgeschenk wieder gehen. So freue ich mich, dass mein Büro im Zentrum Kirchlicher Dienste in Rostock jetzt in noch afrikanischerem Stil erstrahlt und mich das jeden Tag an unsere engen partnerschaftlichen, ja freundschaftlichen Beziehungen erinnert.

Natürlich haben wir auch Gespräche geführt mit Kirchenleitenden, Gemeindegliedern, Kindergärtnerinnen, medizinischem Personal, Pastoren und Evangelisten, deren Ausbildung vom Kirchenkreis Mecklenburg gefördert wird.

Wie ist die politische Lage dort?
Am 25. Oktober 2015 wurde John Magufuli bei der Präsidentenwahl mit rund 58 Prozent der Stimmen als fünfter Präsident in der Geschichte Tansanias gewählt. Die nächste Wahl steht in diesem Jahr noch an, und wir sehen dem Ganzen nicht so optimistisch entgegen. Magufuli kündigte zwar den Kampf gegen Korruption, Vetternwirtschaft und Verschwendung von Steuergeldern durch die Eliten an und erhielt dafür auch zunächst große Zustimmung. Allerdings nehmen wir mit Sorge wahr, wie sich die Dinge seitdem verändert haben.

Im September 2018 sprach sich Magufuli in einer Rede gegen Empfängnisverhütung aus. Magufuli erließ restriktive Mediengesetze und ließ Zeitungen vorübergehend schließen. Er setzte sich als Premierminister persönlich dafür ein, dass schwangere Schülerinnen nach der Entbindung nicht mehr an die Schule zurückkehren dürfen. Zudem geht er als Präsident verstärkt gegen Oppositionelle vor.

Tansania ist weit weg. Gibt es auch Gemeindebegegnungen?
Es gibt viele Kirchengemeinden, die Partnerschaften zu Gemeinden in Tansania haben. Wir hatten in unserer Reisegruppe zwei Mitglieder der Kirchengemeinde Pinnow, die eine rege Partnerschaft zur Kirchengemeinde Vuchama in den Pare Bergen hat. Wir haben Vuchama besucht, vier Blasinstrumente überreicht, und zugleich konnten weitere Pläne für einen Besuch aus Pinnow in Vuchama im September dieses Jahres entwickelt werden. Im Mai/Juni 2020 erwarten die Kirchengemeinden Güstrow und die drei Rostocker Gemeinden Innenstadt, Warnemünde, Schmarl/Groß Klein tansanischen Besuch aus Mtii und Mhero.

Am 24. Mai soll der Tansania-Tag des Kirchenkreises – angedacht als Ort ist Schönberg – stattfinden. Weiterhin hatten wir in der Reisegruppe zwei Mitglieder aus der Kirchengemeinde Crivitz. Gemeinsam haben wir die Gemeinde in Mcheni besucht. Die Kirchengemeinderäte in Mcheni und Crivitz entscheiden, ob es zu einer Partnerschaft kommt.

Info
Weitere Informationen gibt es in der Ökumenischen Arbeitsstelle des Kirchenkreises bei Pastorin Melanie Dango oder bei Referentin Änne Lange, Alter Markt 19, 18055 Rostock unter Telefon 0381/37 79 87 14 /-25 oder per E-Mail an melanie.dango@elkm.de oder aenne.lange@elkm.de. Es gibt noch freie Plätze für eine Begegnung mit Jugendlichen aus Kasachstan und eine Pilgerreise mit Erwachsenen aus der Diözese Lichfield, England, in Mecklenburg im Jahr 2020.