Wo die östlichste Gemeinde der Landekirche Braunschweigs liegt

Die östlichste Gemeinde der Braunschweiger Landeskirche liegt in Sachsen-Anhalt, genauer: in Calvörde. Für die Jugend gibt es dort neben dem Konfi-Unterricht immer noch „Christenlehre“.

Brigitte Püls (links) und Heidelore Gödicke vom Kirchenvorstand.
Brigitte Püls (links) und Heidelore Gödicke vom Kirchenvorstand.Joachim Göres

Calvörde liegt in Sachsen-Anhalt, die evangelische Kirchengemeinde gehört aber aus historischen Gründen zur Braunschweiger Landeskirche. Das bringt manche Besonderheit mit sich. So gibt es für Kinder und Jugendliche die sogenannte Christenlehre, die einst in der DDR in Kirchengemeinden verbreitet war, weil an Schulen Religion nicht unterrichtet wurde.

In Calvörde treffen sich einmal die Woche 20 Mädchen und Jungen zwischen fünf und zwölf Jahren unter der Leitung von Leonhard Böhm. „Für uns ist die Christenlehre von zentraler Bedeutung, damit wir Kinder und Jugendliche erreichen. Als es dafür von der Braunschweiger Landeskirche kein Geld mehr gab, haben wir einen Förderverein gegründet, der die nötigen Mittel für die Christenlehre aufbringt“, sagt Brigitte Püls. Sie gehörte schon vor 1989 dem Kirchenvorstand in Calvörde an.

40 Kilometer zum Konfi-Unterricht

Rund 1800 Einwohner zählt Calvörde, davon sind 510 Mitglied der evangelischen Kirche. Wegen der geringen Zahl der Konfirmanden findet der einjährige Unterricht im 40 Kilometer entfernten Wolfsburger Stadtteil Vorsfelde statt, wo sich der Sitz der Propstei befindet. „Wegen der großen Entfernung haben sich keine engeren Bindungen zu den Jugendlichen in Vorsfelde ergeben“, bedauert Heidelore Gödicke, deren Enkeltochter nach diesem Modell konfirmiert wurde.

Gödicke ist wie Püls kürzlich wieder in den Kirchenvorstand gewählt worden. Ständige Themen dort sind der Betrieb des Kirchenfriedhofs, die Verpachtung von zur Kirchengemeinde gehörenden Ackerflächen sowie der Erhalt der Gebäude. „Wir haben das Glück, dass unsere Kirchen zu DDR-Zeiten mit Unterstützung der Braunschweiger Landeskirche gut in Schuss gehalten wurden“, zeigt sich Gödicke dankbar. Neben der rund 400 Jahre alten St.-Georgs-Kirche als Hauptkirche in Calvörde gibt es in den Nachbarorten kleine Dorfkirchen, die dem Pfarrverband Calvörde-Uthmöden angehören.

Voll ist es zu den Feiertagen

„In unsere St.-Georgs-Kirche kommen zum normalen Gottesdienst etwa 20 Menschen. Voll ist sie Heiligabend, zu Erntedank, und zum Martinsfest ist sie gut besucht. Zu DDR-Zeiten war sie Weihnachten sogar noch besser besucht“, sagt Püls. Sie freut sich, dass der Gottesdienst durch Prädikanten und Lektoren abwechslungsreich gestaltet wird. Und gleichzeitig hofft Püls, dass die seit fünf Jahren vakante Pfarrstelle neu besetzt werden kann. Das müsse nicht unbedingt ein Pastor oder eine Pastorin sein. „In Nachbargemeinden, die zur Mitteldeutschen Kirche gehören, haben Diakone oder Gemeindepädagoginnen die Leitung übernommen. Das funktioniert sehr gut. Diese Flexibilität würde ich mir auch von der Braunschweiger Landeskirche wünschen“, sagt Gödicke.

Sie leitet einen von drei Frauenkreisen, in dem Frauen den Weltgebetstag vorbereiten, sich zur Bibelwoche treffen oder sich zu Radtouren verabreden. Männer tauchen in der Gemeindearbeit selten auf. Dabei gebe es im Ort auch bei kirchenfernen Menschen große Hilfsbereitschaft, wenn mitangepackt werden müsse. Nicht-Mitglieder zahlen freiwillig Kirchgeld oder haben vor einigen Jahren für neue Glocken in der St.-Georgs-Kirche gespendet. Püls gibt sich optimistisch: „Für viele gehört die Kirche zum Dorf. Wenn irgendwo im Osten eine alte Feldsteinkirche einzufallen droht, wird ein Verein für den Erhalt gegründet.“