Wo der Purpurreiher brütet: 40 Jahre Vogelschutzgebiet in Waghäusel

Das Natur- und Vogelschutzgebiet „Wagbachniederung“ in Waghäusel feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Das Gebiet zähle zu den 50 wichtigsten Vogelbeobachtungsplätzen in Deutschland, teilte der Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg am Mittwoch mit. Am 8. Juli 1983 wurde auf den Landkreisen Karlsruhe und Rhein Neckar das 223 Hektar große Schutzgebiet ausgewiesen.

In dem Naturschutzgebiet leben nachweislich 245 Vogelarten. Darunter sind stark gefährdete Arten wie das Blaukehlchen, der Purpurreiher und die Tafelente. Das Naturschutzgebiet ist laut Regierungspräsidium Karlsruhe der einzige Standort in Baden-Württemberg, an dem der vom Aussterben bedrohte Purpurreiher brütet.

Für gefährdete Arten wie Rotschenkel und Kampfläufer ist das ehemalige Niedermoor Rast- und Übernachtungsplatz. Schilf, Hecken und Büsche locken die unterschiedlichen Vogelarten an. Besonders bevorzugt werde das Schilf von Arten, die feuchte Lebensräume liebten oder auf dem Durchzug nach Süden seien, wie dem Kiebitzregenpfeifer oder dem Löffler, teilte der NABU-Vorsitzende Jürgen Enssle mit.

Enssle sagte: „Das Naturschutzgebiet “Wagbachniederung„ zeigt, wie sich die Natur einen Lebensraum erfolgreich zurückholen kann.“ Wo einst das Waschwasser für Zuckerrüben entsorgt worden sei, quakten jetzt Frösche. Das Gebiet habe sich in den vergangenen 40 Jahre zu einem der wichtigsten Schilf-Flachwasser-Biotope des Südwestens entwickelt.

Zwischen 1837 und 1995 nutzte die Firma Südzucker das Naturschutzgebiet als Klärbecken und als Schlammdeponie. Als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiete) und Vogelschutzgebiet für das europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 steht die Fläche seit fast 20 Jahren unter europäischem Schutz. (2424/11.10.2023)