Wo Bedürftige ohne Krankenschein behandelt werden

20 Studenten kümmern sich in einer wöchentlichen Sprechstunde um Patienten. Hamburgs Sozialsenatorin äußert sich lobend.

Studenten behandeln Bedürftige in der neuen Sprechstunde
Studenten behandeln Bedürftige in der neuen SprechstundePhilipp Reiss / epd

Hamburg. Hamburger Medizinstudenten bieten künftig auf St. Pauli bedürftigen Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos eine ambulante allgemeinmedizinische Versorgung an. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) eröffnete auf dem Gelände des ehemaligen Hafenkrankenhauses die studentische Poliklinik (StuPoli) im spendenfinanzierten "CaFée mit Herz". Immer freitags werden jeweils drei Studenten unter ärztlicher Supervision Menschen anonym und kostenlos behandeln. Der Schwerpunkt liegt auf Wundbehandlung. 
Die angehenden Mediziner kommen von der Asklepios Medical School (AMS). Ein Jahr lang hat eine Gruppe von 20 Studenten das Projekt entwickelt, jetzt steht es auf dem Lehrplan und kann als Wahlfach belegt werden. "Uns war wichtig, ein nachhaltiges Angebot zu schaffen", sagte Lisa Lohmann, angehende Ärztin aus dem Team. Die Studenten geben ihr Wissen im "student-to-student-teaching" an jüngere Kommilitonen weiter, bevor diese dann in die praktische Arbeit einsteigen. Vorbild für die Hamburger StuPoli ist ein Projekt der Goethe-Universität Frankfurt, das im Juni 2014 eröffnet wurde.
Das "CaFée mit Herz" bietet eine Grundversorgung für Obdachlose, Flüchtlinge und Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keine Krankenversicherung haben. Angbeoten werden Frühstück, Mittagsessen, Duschen und Kleiderkammer. Täglich kommen 200 bis 300 Besucher, insgesamt werden pro Jahr 100.000 Mahlzeiten ausgegeben. Die Caritas betreibt eine stationäre Krankenstation und eine Zahnklinik. "Für uns ist die StuPoli wie ein Sechser im Lotto", sagte Geschäftsführerin Margot Glunz bei der Eröffnung.

Das sagt Sozialsenatorin Leonhard

Die Studenten arbeiten ehrenamtlich. "Kosten wie die Honorare der betreuenden Ärzte trägt die AMS", sagte Christoph Jermann, Geschäftsführer der Hochschule. "Schließlich ist das Projekt Bestandteil des Lehrplans." Mobiliar, medizinisches Gerät und Medikamente spenden die Asklepios-Kliniken. Dennoch seien sie auf Sach- und Geldspenden angewiesen. 
Um die Akquise kümmern sich ebenfalls die Studenten. "Wir haben alle unterschiedliche Schwerpunkte", so Lisa Lohmann. Einige kümmerten sich um die Beschaffung von Medikamenten und Material, andere um die Einteilung der Studenten. Sie haben bereits Kontakt zu anderen Angeboten für die Zielgruppe aufgenommen, um ein Netzwerk aufzubauen, das sich gegenseitig ergänzen kann. 
Mit dem Engagement der Studenten werde das Hamburger Hilfesystem für wohnungs- und obdachlose Menschen sinnvoll ergänzt, sagte Sozialsenatorin Leonhard. Sie würden mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit früh Verantwortung übernehmen, Patientenkontakte pflegen und ihre Ausbildung ergänzen, betonte Christoph Jermann, Geschäftsführer der Asklepios Medical School. (epd)