Wissenschaftlerin: So kann man Konflikte mit Ironie entschärfen

Ein ironischer Spruch kann auflockern – aber nicht unter allen Umständen. Pauline Larrouy-Maestri hat eine Studie zum Wesen der Ironie geleitet. Sie hat einige Tipps zum Umgang mit dieser Humorform.

Wiederkehrende Streitthemen in Beziehungen lassen sich möglicherweise mit Ironie lösen: Dazu rät die Kognitionswissenschaftlerin Pauline Larrouy-Maestri. Uneindeutigkeit könne nachdenklich machen, sagte sie der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Juni-Ausgabe). Studien zeigten, dass Menschen entsprechend vorgebrachte Informationen oft nachhaltiger verarbeiteten und ernster nähmen.

Larrouy-Maestri nannte ein Beispiel: Wenn der Partner überall zu Hause seine Sachen liegen lasse, könne man etwa sagen: “‘Wow, deine Unordnung verleiht dem Raum einen avantgardistischen Touch.’ Hier wird die Unordnung mit einem humorvollen Unterton angesprochen, ohne den eigentlichen Ärger über das Chaos zu zeigen.” Dies könne mehr bewirken als eine genervte Äußerung.

Im beruflichen Zusammenhang riet die Forscherin zur Vorsicht mit Ironie. “Manche Menschen lieben einen guten ironischen Kommentar, während andere das eher missverstehen oder es als unprofessionell ansehen. Die richtige Dosis macht’s. Doch wer sich unsicher ist, sollte es lieber lassen.” Mitunter seien ironische Bemerkungen zudem nur für diejenigen verständlich, die genügend Kontext zu einer bestimmten Situation hätten.

Ironie werde am häufigsten genutzt, “wenn etwas nicht nach Plan läuft und wir das nicht direkt ansprechen beziehungsweise kritisieren wollen. Oder es Überraschungen gibt, bei denen wir unseren Ärger vertuschen möchten”. Dabei gebe es “verschiedene Abstufungen, von der leicht spöttischen bis zur bissigen Äußerung”, erklärte Larrouy-Maestri. Ständige Ironie könne auch eine Art Selbstschutz sein, “um Unsicherheit oder Unbehagen zu verbergen”. In manchen Situationen sei Humor hilfreich, um schwierige Gespräche aufzulockern. “Doch zu viel Witzelei könnte am Ende wie ein Eisberg sein – die eigentlichen Probleme liegen tief unter der Oberfläche verborgen.”

Für autistische Menschen oder depressiv Erkrankte sei es oft schwierig, Ironie zu entschlüsseln, fügte die Expertin hinzu. Zudem hänge dies stets vom Stresslevel ab: Wenn das Gehirn “auf Hochtouren” an der Stressbewältigung arbeite, fehle bisweilen Kapazität für die Wahrnehmung subtiler Dinge.