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Wissenschaftler: So hilft das Familienfoto auf dem Schreibtisch

Wünschen Sie sich im neuen Jahr weniger Selbstzweifel und eine bessere Grundstimmung? Kleine Dinge können dabei mehr helfen, als viele Menschen vermuten, sagt ein Experte. Er erklärt, wie das funktioniert.

Bei Rückschlägen an eigene Stärken und wohltuende Beziehungen denken: Das ist laut Sozialwissenschaftler Tim Müller eine sinnvolle Strategie. Auch ein Familienfoto auf dem Schreibtisch könne in diesem Sinne bestärkend wirken: “Es sagt Ihnen: Das ist meine Familie, die ist mir wichtig, das bin ich”, erklärte Müller im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Februar-Ausgabe). Kleine Dinge und Gegenstände in der Umgebung könnten insofern “wirkmächtiger und hilfreicher” sein, als man ahne.

Dabei gehe es nicht um “irgendein magisches positives Denken”, fügte der Forscher hinzu. Und: “Selbstaffirmation bedeutet nicht, dass man sich auf die Schulter klopft und sagt: ‘Ich bin der Allergrößte.’ Es handelt sich um eine sehr spezifische Technik.” Konkret gehe es darum, sich an eine Situation zu erinnern, in der die Dinge eine Rolle gespielt hätten, die einem selbst besonders wichtig seien. Das könne etwa der vergangene Familienurlaub sein. “Sie schreiben zwei, drei Sätze dazu – und werden damit wieder in eine Situation zurückversetzt, wo eine wichtige Ressource in Ihrem Leben sichtbar geworden ist.”

Solche Selbstaffirmationen seien in stressigen Momenten oder persönlichen Krisen eine wichtige Stütze, erklärte Müller. Sie zeigten: “Manche Bereiche Ihres Selbst sind sehr stabil und Ihr Selbstbild ist also gar nicht bedroht. Das führt bei vielen Menschen und in vielen Situationen dazu, dass die Stressoren, diese Angriffe von außen viel weniger bedrohlich erscheinen.”

Entscheidend sei, dass die Stabilisierung nicht auf den Bereich des Selbst ziele, in dem sich der Stress abspiele – und dass sie kurz vor oder kurz nach einem stressigen Erlebnis stattfinde. “Eine Selbstaffirmation ist nur ein kleiner Impuls in die richtige Richtung. Aber dieser Impuls ändert unser Verhalten – und unser Verhalten sorgt wiederum dafür, dass die Welt anders auf uns reagiert.” Studien hätten gezeigt, dass entsprechende Maßnahmen zu Schuljahresbeginn das gesamte Schuljahr über wirkten und dass Erwachsene sogar schneller einen neuen Job fänden.