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Wissenschaftler messen weniger Presseis in der Arktis

Forschende des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) haben im Verlauf der vergangenen 30 Jahre einen drastischen Rückgang von sogenannten Presseisrücken in der Arktis festgestellt. Diese Rücken entstehen, wenn sich Eisschollen gegeneinander schieben und meterhoch auftürmen, wie das Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung mit Sitz in Bremerhaven am Montag mitteilte. Die Presseisrücken seien ein charakteristisches Merkmal des arktischen Meereises, ein Hindernis für die Schifffahrt und wesentlich für das sensible Ökosystem der Region.

Satellitendaten dokumentierten die starken Veränderungen als Folge des Klimawandels, hieß es. Die im Sommer mit Eis bedeckte Fläche nehme kontinuierlich ab. Vor allem schmelze das alte, mehrjährige Eis. Die Daten zeigten, dass die Presseisrücken nördlich von Grönland und in der Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland um 12,2 Prozent und ihre Höhe um 5 Prozent pro Jahrzehnt abnehmen. Ein ähnliches Bild ergäben Messungen in der Lincolnsee, zwischen Grönland und Kanada, wo sich besonders altes Eis sammelt. Dort gingen die Eisrücken um 14,9 Prozent pro Jahrzehnt zurück.

Die größten Verluste an Presseisrücken würden dort gemessen, wo weniger altes Eis auftrete als noch in früheren Jahren, erläuterte Professor Christian Haas, Leiter der Meereisphysik am AWI. Regionen, die heute im Sommer teilweise eisfrei sind, seien früher von Eis dominiert worden, das fünf Jahre und älter war.

Um die Auswirkungen auf das Ökosystem abschätzen zu können, seien weitere Forschungen nötig. Für den kommenden Sommer ist laut dem AWI eine Expedition mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ geplant. Gleichzeitig seien umfangreiche Messflüge mit Forschungsflugzeugen vorgesehen.

Die über dem Wasser liegenden Teile der Presseisrücken, die „Segel“, werden ein bis zwei Meter hoch. Mächtiger sind die „Kiele“ unterhalb der Wasserlinie, die bis zu 30 Meter in die Tiefe ragen. Die Presseisrücken beeinflussen die Energie und Masse des Meereises und des Ökosystems. Eisbären nutzen Presseisrücken, um in ihrem Schutz zu überwintern und ihre Jungen zur Welt zu bringen. Zudem bieten die Strukturen Kleinstorganismen Schutz und sorgten für Nährstoffe im Wasser.