Wissenschaftler: Horrorbotschaften zur Klimakrise bewirken wenig
Auf dem “Highway to Climate Hell” sieht UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Menschheit. Solche Botschaften hält ein Forscher für wenig wirksam. Um klimaschonendes Handeln zu erreichen, wirbt er für einen anderen Weg.
Den Blick auf Lösungen lenken statt auf Probleme: Dafür plädiert der Neurowissenschaftler Kris De Meyer im Zusammenhang mit der Klimakrise. “Der größte Teil unserer Fähigkeit, mit Problemen umzugehen, kommt daher, dass wir sehen, wie andere Menschen ein Problem lösen”, sagte er im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Dieses sogenannte soziale Lernen könne auch aus der Hoffnungslosigkeit herausführen, die derzeit zunehme.
Es sei nicht wahr, dass sich im Klimaschutz nichts getan habe, fügte De Meyer hinzu. Er verwies auf die Förderung von Solarenergie, deren technologische Entwicklung sich so beschleunigt habe, dass sie heute die billigste Energieform überhaupt sei. “Geschichten von Taten sind der beste Weg, um das Ausmaß des Problems zu verdeutlichen.”
Aus psychologischer Sicht wirke “hochtrabende Rhetorik” eher spaltend, warnte der Wissenschaftler. Diejenigen, die zustimmend nickten, seien meist Menschen, “die bereits von den Gefahren des Klimawandels überzeugt sind. Andere Menschen schreckt es dagegen ab, sie sagen dann: Ja, das ist beängstigend, aber ich habe so viele andere Dinge, um die ich mich kümmern muss; darum, dass das Essen auf dem Tisch steht. Und manche Menschen reagieren auf diese Warnungen mit Skepsis”, so De Meyer. Letzteres erkläre auch den Erfolg von “Fake News”.
Viele Menschen nähmen “immer stärker wahr, wie der Klimawandel sie hier und jetzt betrifft”, sagte De Meyer. Derzeit vertiefe sich jedoch die Spaltung zwischen denen, die “überängstlich und hyperaktiv” seien, denjenigen, die das Thema ignorierten, und anderen, die es leugneten.
Beispielsweise für Medien gehe es nicht darum, aktivistisch zu werden, sondern darzustellen, was man unternehmen könne. Der Experte zog einen Vergleich zu Kochsendungen, die nahrhafte Gerichte vorstellen – aber nicht den Anspruch hätten, befolgt zu werden wie ein Ernährungsplan. So seien auch Geschichten von Taten “dazu da, andere Menschen zu Dingen zu inspirieren, über die sie bisher nicht nachgedacht haben”.