Wim Wenders sieht Demokratie und Zusammenhalt in Gefahr

Star-Regisseur Wim Wenders (78) sieht die Demokratie und den Zusammenhalt in der Gesellschaft bedroht „Die Haltung des ‚Jeder für sich‘ verstärkt sich nur noch mehr“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag). In Amerika habe das inzwischen einen Zustand erreicht, den man kaum noch Demokratie nennen könne: „Diese Polarisierung schwappt jetzt zu uns herüber.“ Er wisse aber leider auch nicht, wie sich die Leute aus dieser Haltung „Jeder für sich und Gott gegen alle“ wieder befreien könnten.

Seit der Corona-Pandemie versuche er, sich auf das Wesentliche zu beschränken, berichtete er weiter: „Meine Frau und ich sortieren aus, eliminieren, geben weg, verschenken oder verkaufen Sachen“. Sein neuer Film „Perfect days“, der am Donnerstag in den Kinos anläuft, greife dieses Thema auch auf: „Eins ist klar: Wir haben alle zu viel von allem, vom Essen angefangen bis hin zu geistiger Nahrung, also Büchern, Musik, Filmen oder sonstigem Entertainment. Trotz dieses Zuviels sind wir alle nicht happy, im Gegenteil.“

In seiner Kurzkritik schreibt das Kinoportal filmdienst.de zu „Perfect Days“: „In dem Film geht es um einen Mann im mittleren Alter, der als Toilettenreiniger in Tokio öffentliche Bedürfnisanstalten sauber hält. Auf dem Weg zur Arbeit hört er Musik auf Kassetten; er liebt Bücher und fotografiert gerne Bäume, besucht eine Badeanstalt und seine Stammkneipe. Mit seinem einfachen Leben scheint er zufrieden zu sein, doch eine Reihe von zufälligen Begegnungen erinnert ihn immer wieder auch an seine Vergangenheit.

Wim Wenders entfaltet seine filmische Hommage an sein Vorbild Yasujiro Ozu in eindrucksvoller Seelenruhe, in der Ansätze dramatischer Zuspitzungen hinter den sanften Gleichmut der Bilder zurücktreten müssen. Detailgenau in der Lebenswelt der Hauptfigur, weitet sich der wunderbare Film zur liebevollen Kinofantasie eines Lebens, das sich in der Form, die es sich selbst gibt, genug ist.“