Diakonie: Wiedereinstieg ins Berufsleben über Pflegekurs
Der Bedarf an Altenpflegern und -pflegerinnen ist groß. Bundesweit gibt es Kurse für Langzeitarbeitslose und Zuwanderer zum Einstieg in die Pflege – auch bei der Diakonie Saar.
Andrea Kartal und Tatiana Baier haben offenbar ihre Berufung gefunden. Die langzeitarbeitslose Saarbrückerin und die aus Turkmenistan stammende Frau arbeiten jetzt mit Herz und Seele im Senioren- und Pflegeheim Elisabeth in Dudweiler bei Saarbrücken. „Ich bin glücklich“, sagt Kartal. „Endlich bin ich nicht mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen.“ Beide betreuen als Pflegehelferinnen vorwiegend ältere Menschen, betten und waschen die Heiminsassen, begleiten sie zum Essen oder spielen mit ihnen, wie etwa mit Elisabeth Hensel und Egon Schütz, zwei von rund 100 Bewohnern des Heims.
Mehr als sechs Jahre pflegte die heute 50-jährige Kartal ihre alte und demente Mutter zu Hause. Sie hielt sich mit Taxi-Fahren in der Nachtschicht über Wasser. „Davon allein konnte ich aber nicht leben“, betont sie. Nach dem Tod ihrer Mutter fiel ihr der Wiedereinstieg ins Berufsleben schwer. Dann hörte sie von dem viermonatigen Basiskurs Altenpflege „Alba“ der Diakonie Saar. Teilnehmende lernen dort pflegerisches Fachwissen, haben drei Tage in der Woche Theorieunterricht und zwei Tage Fachpraxis.
Diakonie-Kurs als Sprungbrett
Für Kartal war das genau das Richtige, schließlich hatte sie schon sechs Jahre lang ihre Mutter gepflegt. „In dem Kurs lernte ich sehr viel dazu und merkte erst, was ich bei der Pflege meiner Mutter alles falsch gemacht habe“, erzählt sie.
Bei ihrer heutigen Kollegin, Tatiana Baier, war das ähnlich, aber ihr Lebensweg anders. Sie kam vor gut sechs Jahren mit ihrem Ehemann nach Deutschland. In ihrer Heimat hatte die gelernte Hotelfachfrau schon einige Jahre als Krankenschwester gearbeitet. In ihr reifte der Plan, OP-Schwester zu werden. Sie absolvierte den Diakonie-Kurs „Impuls“, in dem Zuwanderer ihre Deutschkenntnisse vertiefen können und der darauf abzielt, die Voraussetzung für eine weitere berufliche Qualifizierung zu bekommen, etwa zur Ausbildung zur Pflegeassistentin.
Nach dem Kurs gab Baier ihren ursprünglichen Plan auf, OP-Schwester zu werden, und stieg direkt als Pflegehelferin in den Beruf ein. „Mit 44 Jahren wollte ich gleich mein eigenes Geld verdienen“, sagt sie. Eine Pflegehelferin verdient durchschnittlich 2.800 Euro brutto im Monat, berichtet die stellvertretende Heimleiterin, Jennifer Schmidt, die die beiden Frauen eingestellt hat. Kartal kann von ihrem Gehalt „gut leben“.
Gesundheitsministerium begrüßt Ausbildung von Pflegehelfern
Darüber, wie viele Pflegekräfte in Deutschland fehlen, gibt es unterschiedliche Angaben. Einig sind sich aber alle Experten, dass der Pflegenotstand in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. Bei den Arbeitsämtern waren nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit 2023 rund 35.000 offene Stellen in der Pflege gemeldet, darunter 22.000 Pflegefachkräfte und 10.000 Pflegehelfer. Altenheime dürfen nach Angaben von Schmidt 50 Prozent hoch qualifizierte Fachkräfte und 50 Prozent Helfer einsetzen.
Grundsätzlich begrüßt das Bundesgesundheitsministerium auch die Ausbildung von Pflegehelfern in Kursen wie von der Diakonie Saar. Dafür seien aber die einzelnen Länder zuständig. Eine Übersicht für Deutschland oder wenigstens für das vergleichsweise kleine Saarland gibt es aber offenbar nicht. Die Kurse der Diakonie sind bisher erfolgreich. „Bisher konnten wir noch jeden Absolventen weitervermitteln“, betont Kati Schiweck-Dörr von der Diakonie. Die Diakonie Saar bietet auch noch einen Kurs mit Namen „Haba“ für Haushaltshilfen an, der auf die Betreuung von Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden abzielt.
Langzeitarbeitslose und Zuwanderer für den Arbeitsmarkt
Voraussetzung für alle Kurse ist neben dem Interesse an dem Beruf und guten Deutschkenntnissen vor allem ein Bildungsgutschein vom Arbeitsamt oder Jobcenter. Der ist nicht immer leicht zu bekommen. So hatte die Diakonie kurz vor dem Start des jüngsten „Alba“-Kurses Anfang November zwar genug Interessenten, aber dennoch war der Kurs noch nicht voll, weil Bildungsgutscheine fehlten.
Dabei scheint es so, als wenn mit solchen Kursen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können: die Integration von Langzeitarbeitslosen und Zuwanderern in den Arbeitsmarkt und die Verringerung des Pflegenotstands. Die für „Alba“ zuständige Sozialarbeiterin Schiweck-Dörr meint mit Blick auf Andrea Kartal und Tatiana Baier: „Von solchen Menschen möchte man auch mal im Alter gepflegt werden.“