Wieder Tote und Verletzte – Proteste in Bangladesch eskalieren

Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierministerin Sheikh Hasina. Beobachter sehen in den Protesten den Anfang vom Ende ihrer rigide herrschenden Partei – vor allem, wenn die Armee ihre Loyalität aufkündigt.

Tausende Demonstranten, viele mit Stöcken bewaffnet, sind am Sonntag in Dhaka und anderen Städten Bangladeschs dem Aufruf zu Protesten gegen die Regierung gefolgt. Das zeigen örtliche Medienberichte. Die Bewegung “Keine Kooperation”, die zu den Protesten aufgerufen hat, ist aus der Studentenbewegung gegen das Quotensystem für den öffentlichen Dienst hervorgegangen. Die Demonstranten fordern den bedingungslosen Rücktritt von Premierministerin Sheikh Hasina.

Polizei und Mitglieder der Regierungspartei Awami Liga (AL) gingen am Sonntag mit Gewalt gegen die Demonstranten vor, wie Medien berichteten. Mehr als 20 Demonstranten seien erschossen und Hunderte verletzt worden. Premierministerin Hasina habe ihre Gegner zuvor “Terroristen” genannt.

Der Protest richtete sich zunächst gegen eine Quotenregelung, die 30 Prozent aller Jobs im öffentlichen Dienst für Angehörige der Veteranen des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan 1971 garantierte. Das Oberste Gericht Bangladeschs hatte am 21. Juli die Quote auf fünf Prozent reduziert. Durch das gewaltsame Vorgehen der Regierung gegen die Proteste weiteten sich diese aber zu einer breiten Bewegung gegen die Regierung aus.

Unklar ist derzeit, wie sich das Militär zu der Forderung der “Keine Kooperation”-Bewegung positioniert. Laut Beobachtern gibt es Anzeichen, dass die Armee sich gegen die Regierung wenden könnte. 48 hochrangige pensionierte Offiziere forderten am Sonntag auf einer Pressekonferenz von der Regierung, die Streitkräfte unverzüglich von den Straßen abzuziehen.

Die anhaltenden Unruhen hätten lange bestehende wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ursachen, hieß es in der von dem pensionierten ehemaligen Armeechef General Ikbal Karim Bhuiyan vorgetragenen Erklärung. Die Offiziere seien zutiefst besorgt “angesichts der grausamen Morde, Folterungen, Entführungen und Massenverhaftungen, die Bangladesch in den letzten drei Wochen heimgesucht haben”, sagte Bhuiyan. Generalleutnant Nuruddin Khan, ebenfalls ein ehemaliger Armeechef, bezeichnete die mehr als 250 bei den Unruhen der vergangenen Woche von der Polizei getöteten Studenten als “Märtyrer”.

Die “Keine Kooperation”-Bewegung wird zudem von der größten Oppositionspartei “Bangladesh Nationalist Party” (BNP) unterstützt.