Wie wir dienen
Über ein ungewöhnliches Experiment mit Jugendlichen schreibt Philipp Busch. Er ist Pastor auf der Nordsee-Insel Föhr.
Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „In allem erweisen wir uns als Diener Gottes.“ aus 2. Korinther 6, 4a
Die Jugendlichen sitzen um den Tisch. Sie haben ihn gedeckt mit Tellern und Bechern, mit Blumen und Servietten. Der Saft steht bereit, und der Kuchen ist noch warm und duftet. Nur die Kerzen müssen noch angezündet werden.
Alle sitzen am Tisch und warten, dass sie zulangen können. Doch sie dürfen nicht. Nicht selbst jedenfalls – heute gilt eine besondere Regel: Niemand nimmt für sich selbst, jeder bedient seinen Tischnachbarn. Keiner sagt, was er möchte, jeder wartet, dass ein anderer fragt, ob er etwas will.
Fragezeichen rund um den Tisch, Getuschel hin und her. Wie soll das gehen? Probiert es aus! Der eine nimmt den Saftkrug und wendet sich dem Nachbarn zu: Möchtest du etwas trinken? Die andere zeigt auf die Kuchenplatte und fragt den Nachbarn: Darf ich dir ein Stück auftun?
Merkwürdig ist es und ungewohnt. Die Hand zuckt und will nach dem Saft greifen. Halt, sagt der Nachbar, ich schenke dir ein. Es dauert eine Weile, bis der Nachbar den leeren Teller bemerkt und nach der Kuchenplatte greift: Oh, darf ich dir dienen?
„In allem erweisen wir uns als Diener Gottes“, so steht es im 2. Korinther Brief. Ich sitze mit den Jugendlichen am Tisch und lerne: Wenn ich diene, sehe ich nicht auf mich und nicht auf das, was ich selbst brauche. Ich schaue auf den anderen und das, was er will.
Ich sitze mit am Tisch und ahne, was es heißt, Gott zu dienen: Ich schaue über das hinweg, was ich erlebe: meine Nöte, Ängste, Bedrängnisse. Ich schaue auf Gott aus allem, was mir geschieht und was ich tue. So diene ich Gott: Was willst du, Gott, dass ich für dich tue mit meinem Leben?
Ich sitze mit den Jugendlichen am Tisch und entdecke: Während ich nach den anderen schaue und ihnen diene, achten sie auf mich. Ich sorge nicht für mich selbst, aber werde von den anderen zuvorkommend bedient.
Ich sitze mit am Tisch und ahne: Wie ich nach Gott schaue, so sieht er nach mir. Ich sorge nicht für mein Leben und werde doch reichlich versorgt von Gott. Wer Gott dient, hat nichts und hat doch alles. Weil Gott ihm dient: Möchtest du noch Segen?
Unser Autor
Philipp Busch ist Pastor an St. Johannis auf Föhr (Schleswig-Holstein).
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.