Wie „VeRa“ die Welt verbessert

Alle zwei Wochen produziert das Team des Vereins „verquer“ eine Radiosendung. Es geht um Klimaschutz, Armut oder Saatgut. Die Nordkirche fand das preiswürdig.

Katriona Dannenberg mit der Giraffe, den die Nordkirche für den Eine-Welt-Preis vergibt
Katriona Dannenberg mit der Giraffe, den die Nordkirche für den Eine-Welt-Preis vergibtChristine Senkbeil

Greifswald. Was ist eigentlich Hybrid­saat, und wer hat die Kontrolle über Saatgut? Was hat es mit ‚schrumpfenden zivilgesellschaftlichen Handlungsspielräumen‘ auf sich? Und was ist eine ‚geschlechterbezogene Daten­lücke‘? „Verquer.Radio“ beschäftigt sich mit solchen Themen: „Die Sendung VeRa greift Themen globaler Gerechtigkeit auf, verspricht Denkanstöße und Stolpersteine“, sagte Diakonie-Landespastor MV, Paul Philipps, als er dem Team von „verquer“ dafür eine Auszeichnung übergab: die silberne Giraffe, den zweiten Preis des Eine-Welt-Preises 2020.

Die Nordkirche verleiht diesen Preis seit 1996 alle zwei Jahre an Projekte, die sich mit Fantasie, Kreativität und Hingabe für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzen und Neues leisten. Insgesamt 57 Initiativen bewarben sich. So auch der Verein „verquer“ aus Greifswald.

„Wir sind total glücklich, dass wir den Preis bekommen haben“, sagt Katriona Dannenberg, die bei „verquer“ als Referentin für Bildungsarbeit und Koordinatorin für Jugend- und Freizeitprojekte arbeitet. Die Giraffe vor sich sitzt sie am Beratungstisch, umgeben von vollen Bücherregalen, im großen Büro, das sich „verquer“ mit Initiativen wie dem Nabu teilt.

Verein ist umgezogen

Kürzlich ist der Verein in die „Stratze“ gezogen, einem Kultur- und Initiativenhaus in Greifswald, das aus einem alten Gesellschaftshaus gerade wieder zu neuem Leben erblüht. Ein Ort für Kultur, Bildung, internationale Begegnung und solidarisches Miteinander soll es werden – und „verquer“ passt dort genau hinein.

„Uns gibt es schon seit 2011“, erzählt Dannenberg, die seit 2008 in Greifswald Geschichte, Pädagogik und Ethnologie studierte – und die sich seitdem auch für globale Fragen engagiert. Bildung ist der große Auftrag des Vereins. Sie bieten Projekttage und -wochen für Schulklassen und Gruppen an. „Für Menschen von 6 bis 99“, sagt Katriona Dannenberg.

Inzwischen sind sie ein Team von 40 Personen, das in sieben Themenbereichen schult: Es geht um Lebensmittel und Migration, Menschenrechte oder faire Kleidung. „Ein interdisziplinäres Team, das trotzig und idealistisch an der Weltverbesserung arbeitet.“

Weitsicht und Großherzigkeit

Radio ist also nur ein Bereich in der Vereinsarbeit, die projektmittelfinanziert von fünf Teilzeitstellen aus im „Stratze“-Büro organisiert wird. „Das Radioteam besteht nur aus Ehrenamtlichen“, sagt Dannenberg. Alle zwei Wochen produzieren sie eine 60-minütige Sendung. Seit 2015 treffen sie sich dazu regelmäßig, überlegen sich Themen, wie eben solche rund ums Recht auf freies Saatgut, um Reisen und Mobilität, zum Klima, über Mauern, Grenzen, Obdachlosigkeit. Sie suchen Gesprächspartner, gehen raus, sprechen schließlich im Studio der Landesmedienanstalt je zwei Sendungen pro Thema ein. Im Januar lief die 100. Sendung. „Inzwischen können wir auch hier aufnehmen“, sagt Katriona Dannenberg.

Für Weitsicht und Großherzigkeit steht die Giraffe laut Jury. „Wir fühlen uns in unserer Arbeit bestärkt, in der wir uns für eine Welt einsetzen, in der Ausbeutung und Diskriminierung nicht normal sind“, sagte VeRa-Redakteurin Franziska Pritzke bei der Verleihung des mit 2000 Euro dotierten Preises. „Für Sternstunden für Radiohörer und Hörerinnen“, so Paul Philipps in der Laudatio.

Info
VeRa läuft jeden zweiten Donnerstag um 9 Uhr im NB-Radiotreff (98,1 MHz), hier gibt es einen Livestream.
Mittwochs um 18 Uhr wird die Sendung bei LOHRO in Rostock (90,2 MHz) augestrahlt, hier gibt es einen Livestream.