Wie Transsexuelle zur Zielscheibe im US-Wahlkampf werden

Republikaner machen im Kongress und in den Bundesstaaten Stimmung gegen Transsexuelle. Eine Reihe restriktiver Gesetzentwürfe soll die konservative Basis vor dem Wahljahr 2024 mobilisieren.

Influencerin Dylan Mulvaney ist das neueste Opfer eine konservativen Hetzkampagne in den USA
Influencerin Dylan Mulvaney ist das neueste Opfer eine konservativen Hetzkampagne in den USAImago / ZUMA Wire

Mit „Bud Light“ hat Dylan Mulvaneys Bekanntheitsgrad ungeahnte Höhen erreicht – aber ganz anders als geplant. Budweiser, die beliebte US-Biermarke, machte die Transgender-Influencerin kürzlich zum Gesicht einer Marketing-Kampagne. Mulvaney, die Millionen Follower bei Instagram und TikTok hat, stand schließlich im Zentrum eines gigantischen Shitstorms.

Die Folgen spürte nicht nur die Influencerin, sondern auch der Großkonzern Anheuser-Busch Inbev. Empörte riefen zu einem Boykott auf; die Brauerei erhielt Bombendrohungen. Der Börsenwert des Milliardenunternehmens brach zwischenzeitlich ein. Das blieb nicht ohne Konsequenzen. Budweiser reagierte auf das PR-Desaster und trennte sich von zwei führenden Marketing-Managern.

Kampf gegen Homo-Ehe verloren

Das Beispiel illustriert den vergifteten Ton im Kulturkampf der USA. Die Republikaner versuchen, die Stimmung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus verabschiedeten sie gerade ein Gesetz zu staatlichen Schulen und Universitäten. Dort sollen Transgender-Sportlerinnen, die als Jungen zur Welt kamen, nicht mehr an Frauenwettbewerben teilnehmen dürfen. Ein Gebot der Fairness, so die Begründung. Der demokratisch geführte Senat dürfte die Vorlage allerdings verwerfen.

Der Politologe Kent Syler von der Middle Tennessee State University meint, die Republikaner versuchten, ein Vakuum zu füllen. Seit der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen suchten viele frustrierte Konservative nach anderen gesellschaftspolitischen Themen. So hätten sie das Transgender-Thema entdeckt. Das Teilnahmeverbot für Sportveranstaltungen betrifft laut Schätzungen landesweit etwa 300.000 Jugendliche.

In den Bundesstaaten brachten Republikaner eine ganze Reihe ähnlicher Entwürfe auf den Weg. Allein in diesem Jahr verabschiedeten 14 republikanisch regierte Staaten 29 einschlägige Gesetze. Utah etwa verbietet Transgender-Jugendlichen, ihre Geschlechtsidentität in Ausweisen und Geburtsurkunden eintragen zu lassen. In Arkansas wollen die Gesetzgeber erwachsenen Trans-Personen bis zu 15 Jahre Zeit geben, um Ärzte gerichtlich zu belangen, die an ihnen gendermedizinische Eingriffe vorgenommen hatten, als sie noch minderjährig waren. Und in Iowa sollen Trans-Sportlerinnen vom Highschool- und Collegesport ausgeschlossen werden. Diese drei Gesetze treten in den nächsten Monaten in Kraft.

2022 erregte die Causa Fischer Wells in Kentucky besonderes Aufsehen. Durch das „Senate Bill 83“ verlor eine transsexuelle Schülerin das Recht, in der Hockey-Mädchenmannschaft mitzuspielen. Zu diesem Zeitpunkt war die 13-Jährige die einzige registrierte Trans-Sportlerin an einer High School in Kentucky.

Die Vehemenz, mit der republikanische Gesetzgeber vorgehen, ist nicht zuletzt aus aktuellen Umfragen ablesbar. Erhebungen belegen, dass die gesellschaftliche Unterstützung unter US-Bürgern für eine Teilnahme von Trans-Schülern bei Sportwettbewerben der eigenen Geschlechtsidentität zurückgegangen ist; von 61 Prozent im Jahr 2018 auf heute nur noch 46 Prozent.

Etliche der eingebrachten Gesetze werden zwar voraussichtlich in den Parlamenten der Bundesstaaten scheitern. Doch in jedem Fall bleibt die symbolische Botschaft. Diese setzte der populäre Musiker und Donald-Trump-Anhänger Kid Rock ins Bild, als er in Reaktion auf die Budweiser-Kampagne ein Video ins Netz stellte: Zu sehen sind blau-weiße Bierdosen mit „Bud Light“, die er mit einer Maschinenpistole abschießt.