Wie Timbo und Trüffel kranke Kinder glücklich machen

Das Kinder-Hospiz Sternenbrücke hat seit kurzem zwei besondere Mitarbeiter: die Mini-Schweine Timbo und Trüffel. Die kleinen Patienten jauchzen vor Freude.

Timbo und Trüffel in ihrem Gehege
Timbo und Trüffel in ihrem GehegeJulia Fischer / epd

Hamburg. In einem Villenviertel in Rissen spaziert manchmal ein kleines Schwein den Gehweg entlang. Das ist dann aber nicht aus dem Wildgehege des nahen Forsts „Klövensteen“ entwischt, sondern aus dem Kinder-Hospiz Sternenbrücke. Denn seit März gehören die zwei „Mini-Pigs“ Timbo und Trüffel fest zum Therapeuten-Team in dem Pflegezentrum für sterbenskranke Kinder. „Trüffel ist der frechere der beiden, der geht schon mal auf Entdeckungstour, wenn jemand das Tor offen lässt“, erzählt Ute Nerge, Leiterin und Gründerin der Sternenbrücke.
Die Kinder, die oft ein paar Wochen im Jahr zu Besuch kommen, hätten häufig nach Tieren gefragt. Hunde waren keine Option. „Nicht jedes Kind geht unbefangen mit Hunden um, außerdem lösen ihre Haare bei manchen Allergien aus“, so Nerge. Die Schweine haben keinen Fellwechsel und seien deswegen gut geeignet für das Hospiz. Außerdem sind sie ganz einfach etwas Besonderes: „Wer hat schon ein Schwein als Haustier?“

Ausfahrt im Rollstuhl

Sowohl Kinder als auch Mitarbeiter sind begeistert von Timbo und Trüffel. Jeden Morgen werden sie aus ihrem Nachtquartier in ein gemütliches Gehege mit Sonnensegel, Stroh und kleiner Hütte im Innenhof geführt. Dort können die Kinder sie besuchen oder zumindest durch die bodentiefen Fenster beobachten.
„Sie hören auf ihre Namen und kommen sofort angelaufen, wenn man in die Nähe ihres Geheges kommt“. Sie suchen den Kontakt zum Menschen und schnüffeln an der Hand. Eine Tiertrainerin testete vorab Stressresistenz und Eignung der Tiere.
Trüffel und Timbo sind wahre „Glücks-Bringer“ – für Patienten und Geschwisterkinder gleichermaßen, sagt Nerge. Das Juchzen eines Kindes, das sonst kaum eine Reaktion zeigt, sei die schönste Bestätigung für sie, dass sie mit den Tieren eine gute Wahl getroffen hätten. Kinder im Rollstuhl dürfen mit den Schweinen an der Leine auf dem weitläufigen, parkähnlichen Gelände vom Kinder-Hospiz spazieren gehen. Momentan trainieren die Mitarbeiter mit den beiden, dass sie die Treppe zu einem kleinen Podest hinaufklettern, damit sie auch auf Höhe bettlägeriger Kinder kommen.

Hospiz ist Vorreiter

Nerge hat inzwischen viele Anfragen anderer Hospize bekommen. „Die meisten wollen wissen, ob die Schweine stubenrein sind – ja, das sind sie!“ Bisher hat sie von keinem anderen Hospiz mit diesen ungewöhnlichen Haustieren gehört.
Die Sternenbrücke eröffnete im Mai 2003. Im Gegensatz zu einem Erwachsenen-Hospiz kommen hier nicht nur Kinder her, die am Ende ihres Lebens stehen. Sterbenskranke sowie mehrfach-schwerstbehinderte Kinder und ihre Familien können an bis zu 28 Tagen im Jahr im Kinder-Hospiz aufgenommen werden, um Kraft zu schöpfen.
Zum Team gehören neben Krankenschwestern und -pflegern auch Schmerztherapeuten, Sozialpädagogen und Trauerbegleiter sowie Familientherapeuten und Erzieher. Bis zu zwölf unheilbar erkrankte Kinder und junge Erwachsene bis 27 Jahre können zusammen mit ihren Angehörigen zeitgleich aufgenommen werden. Das Hospiz finanziert sich zur Hälfte aus Spenden. (epd)