Wie sich schlechte Gewohnheiten ablegen lassen

Gewohnheiten sind bequem. Umso schwieriger ist es, das Gehirn wieder umzuprogrammieren. Wie lange der Prozess dauert, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.

Wenn die Neujahrsvorsätze doch noch nicht so umgesetzt wurden, wie man es sich erhofft hatte, bietet die Fastenzeit (ab 14. Februar) eine neue Chance: Viele Menschen wollen sie nutzen, um manche Gewohnheit abzulegen oder neue Routinen zu etablieren. Fachleute haben einige Tipps, wie das gelingen kann.

Gewohnheiten sind Verhaltensweisen, die durch Wiederholung zu Automatismen werden. Zu Beginn haben sie oftmals die gewünschte Konsequenz – etwa Zeitersparnis oder Entspannung. „Gewohnheiten sind für uns deshalb eigentlich praktisch“, sagt Lars Schwabe, Psychologe an der Universität Hamburg. „Sind wir einmal an eine Verhaltensweise gewöhnt, schalten wir gewissermaßen auf Autopilot.“ Das menschliche Gehirn spart damit Arbeit.

Durch Wiederholung geraten die Konsequenzen eines Verhaltens immer mehr aus dem Blick – auch die negativen. „Gewohnheiten können zum Beispiel unserer Gesundheit langfristig schaden“, sagt Schwabe. „Das gerät schnell in Vergessenheit, wenn ein Verhalten uns ursprünglich vorteilhaft erschien.“

Um schlechte Gewohnheiten loszuwerden und wieder Kontrolle über automatisierte Handlungen zu übernehmen, ist Disziplin nötig. „Man kann neue Verhaltensweisen mit neuen positiven Konsequenzen koppeln und sich belohnen“, sagt Schwabe. Wer anderen von einer neuen Gewohnheit erzählt oder sie mit Freunden teilt, fühlt sich außerdem motivierter. „Auch feste Zeitpunkte sind hilfreich“, betont der Experte: „Zum Beispiel kann man beschließen, immer montags und mittwochs ins Fitnessstudio zu gehen.“

Silvester ist ein Tag wie jeder andere. Schwabe empfiehlt, neue Verhaltensweisen nicht an ein bestimmtes Datum zu binden. Viel wichtiger sei es, sie „reflektiert aufzunehmen und sich alle möglichen Hindernisse vorher bewusst zu machen“. Fasten sei zwar auch an einen festgelegten Zeitraum im Jahr gebunden. „Fastenvorsätze sind oft aber sehr konkret und meinen zum Beispiel den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel“, sagt Schwabe. Der Zeitraum sei zudem zeitlich begrenzt. Bei vielen Fastenden kommt dazu auch eine religiöse Motivation.

Zu dieser Frage gibt es unterschiedliche wissenschaftliche Positionen. Phillippa Lally etwa, Psychologin am University College of London, stellte in ihren Studien fest, dass neue Verhaltensweisen durchschnittlich nach 66 Tagen gefestigt sind. Die Dauer variierte bei den Probanden allerdings stark und reichte von 18 Tagen bis zu 245 Tagen. Wendy Woods, Psychologin an der University of Southern California, stellte fest, dass die Dauer sehr unterschiedlich sein kann. Abstrakte Verhaltensweisen wie „geduldiger sein“ ließen sich schwieriger durchsetzen als konkrete wie: 40 Tage ohne Fleisch.

Auch Schwabe hält von konkreten Zeitfenstern wenig. „Manche Menschen können neue Gewohnten leichter aufbauen als andere“, sagt er. „Einige Menschen müssen außerdem gegen soziale Widerstände ankämpfen.“

Das kommt darauf an. Manche Verhaltensweisen sind konkret: Wer einmal die Woche ins Fitnessstudio gehen möchte, wird schnell feststellen, ob das klappt oder nicht. Andere Verhaltensweisen laufen eher unbewusst ab, beispielsweise Fingernägel kauen oder die Zigarette mit Freunden. „Die Selbstwahrnehmung ist bei unbewussten Gewohnheiten eingeschränkt“, sagt Schwabe. „Dann hilft ein Blick von außen.“ Wer rückfällig wird, müsse aber nicht sofort verzweifeln. „Man sollte sich dann nicht selbst kasteien und zu strenge Regeln auferlegen“, sagt Schwabe. „Sondern sich bewusst machen, was man schon geschafft hat, um sich zu sagen: Ich kann auch anders.“