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Wie sich Offenheit und Unvoreingenommenheit trainieren lassen

Offen und unvoreingenommen an Dinge heranzugehen, kann man üben: “Man sollte sich fragen, was gegen die eigene Überzeugung spricht, und gründlich nach Gegenargumenten suchen und sich damit auseinandersetzen”, sagte die Psychologin Aileen Oeberst im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (November-Ausgabe). Dies könne dabei helfen, herauszufinden, ob man sich in eine Überzeugung verrannt habe.

Niemand sei vollkommen offen und unvoreingenommen. “Wir haben immer vorgefasste Gedanken”, erklärte Oeberst. “Und was immer wir in unserer Umwelt wahrnehmen: Wir haben bereits Assoziationen im Kopf, mit denen wir das, was wir erfassen, automatisch abgleichen.” Daher könne man sich nur selbst immer wieder fragen: “Spricht irgendetwas gegen meine Interpretation? Könnte es auch ganz anders sein?”

Grundsätzlich bevorzugten Menschen jene Informationen, die zu ihren Überzeugungen passten: “Diesen Wunsch gibt es vor allem, wenn uns eine Überzeugung besonders wichtig ist.” Die Professorin für Psychologie nannte ein Beispiel: “Eine Mutter von erwachsenen Kindern erfährt, dass Expertinnen und Experten von einer Erziehung, wie sie sie praktiziert hat, abraten. Bislang war sie nicht nur überzeugt, eine gute Mutter gewesen zu sein, sie wollte eine gute Mutter sein.” In solchen Fällen stellten Menschen eher die Fachleute in Frage, als sich schmerzlichen Fehlern zu stellen. Ebenso seien während der Corona-Pandemie manche Familien und Freundschaften an unterschiedlichen Überzeugungen zerbrochen.