Wie sich eine kleine Kirchengemeinde gerüstet hat

So manche Gemeinde ist ihnen zum Opfer gefallen: Kupferdiebe stehlen Dachrinnen, Rohre oder Grabschmuck  – und verhökern die Beute. Die Pastorin aus Gudow bei Ratzeburg lässt sich das nicht mehr gefallen.

Die Überreste der Rohre an der Gudower Kirche
Die Überreste der Rohre an der Gudower KircheKirchengemeinde Gudow

Gudow. Es ist Nacht in Gudow, als Ende April unbekannte Täter zuschlagen: Im Schutz der Dunkelheit stehlen sie Standrohre aus Kupfer, die dafür sorgen, das Regenwasser von der Kirche in der kleinen Gemeinde nahe Ratzeburg abzuleiten. Doch die Pastorin wohnt im Pastorat direkt nebenan. Als Wiebke Böckers mit ihrem Hund spazieren geht, stört sie offenbar die Diebe: Sie schaffen es nicht, alle Standrohre rund um die Kirche mitzunehmen, die abmontierten Fallrohre lassen sie liegen und flüchten.

Der genaue Wert des gestohlenen Kupfers steht noch nicht fest. Doch für Böckers und ihre Kirchengemeinde ist die Tat ein weiteres Ärgernis in einer Reihe von Taten: „Die Diebstähle in Gudow erfolgten am 17. und 24. Mai im Jahr 2018, dann im Februar 2019“, erinnert sich die Pastorin der Kirchengemeinde Gudow, „in der Regel also am Wochenende in der Zeit der Dämmerung. Da ich direkt neben der Kirche im Pastorat wohne, habe ich sie offensichtlich stets bei der Tat gestört.“ Teils hätten die Täter beim Versuch, die Rohre zu demontieren, „nur“ eine Sachbeschädigung verursacht. Danach sei eine Videoüberwachung installiert worden, die die Diebe auch wirksam abgeschreckt habe – bis zur aktuellen Tatnacht.

Versicherung hilft nicht

„Sie nehmen nur Standrohre wegen des Kupfergewichtes mit, die Fallrohre lassen sie eher liegen. Diese Standrohre sind inzwischen einbetoniert und festgelötet, es wird brachiale Gewalt mit Bolzenschneider zum Lösen eingesetzt und aus dem Beton die Steine der Einfassung entfernt“, berichtet Böckers. Je nach Tat beläuft sich der Sachschaden auf 500 bis 1500 Euro. Letztere Summe kommt auf die Kirchengemeinde für Reparatur und Ersatz von zwei Standrohren zu: „Damit sind wir immer unter der Grenze, was die Kirchenversicherung ‚ecclesia‘ bezahlen würde – und das summiert sich auf Kosten der Gemeinde, die das natürlich nicht im Haushalt eingeplant hat.“

Pastorin Wiebke Böckers
Pastorin Wiebke BöckersKyra Schumacher

Das Diebesgut wird, teils unkenntlich gemacht, bei Schrotthändlern verkauft oder anderswo auf dem Markt angeboten. Im Internet werden Preise zwischen vier und sechs Euro pro Kilogramm des Buntmetalls aufgerufen. Nur selten taucht das gestohlene Kupfer vorher wieder auf.

So wie im Fall des Flensburgers Marcus Friedrich: Der Pastor an der St.-Nikolai-Kirche traf während einer Auktion im Rathaus unverhofft auf „alte Bekannte“. Zwei Fallrohre seiner Kirche, offenbar von den Dieben auf der Flucht weggeworfen, sollten dort unter den Hammer kommen.

Diebesgut auf Versteigerung entdeckt

„Ich sprang auf und rief in den Saal, dass die Rohre nicht versteigert werden dürften“, erinnert sich Friedrich. „Es sind unsere Rohre. Sie gehören an die Kirche, an St. Nikolai“, erklärte er dem verdutzten Auktionator. Ergebnis: Die Rohre wurden als offensichtliches Diebesgut nicht versteigert. Nun soll der Pastor Kaufbelege beibringen, dann stehen die Rohre wieder St. Nikolai als Reserve zur Verfügung.

In Gudow würden die Kupferrohre durch günstigere Alternativen ersetzt, so die Theologin. Zusätzlich sollen nun noch Bewegungsmelder mit Lichtquellen an der Kirche installiert werden – am Pfarrhaus seien diese bereits angebracht, mit abschreckender Wirkung. Hilfreich seien auch Hunde, die bei verdächtigen Geräuschen anschlügen, ist Böckers Tipps an andere Kirchengemeinden.