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Wie Schulen psychischer Belastung junger Leute begegnen können

Kurze Wege zu Hilfspersonen und ein wachsamer Umgang miteinander: Beides ist nach Einschätzung von Fachleuten wichtig, um einer erhöhten psychischen Belastung junger Menschen zu begegnen. Eine veränderte Stimmungslage, Rückzug von Interessen und aus dem Freundeskreis sowie erhöhte Fehlzeiten seien Warnzeichen, sagte die Schulpsychologin Viktoria Munk-Oppenhäuser am Dienstagabend. Sie äußerte sich bei einem Livetalk der Zeitschrift “Psychologie Heute”.

Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Kölch nannte zwei Kriterien, um zwischen Stimmungsschwankungen und einer möglichen Erkrankung zu unterscheiden: die Schwere und die Dauer. “Phasen von zwei bis drei Tagen dürfen junge Menschen durchaus haben”, sagte er. Wenn eine ausprägte Traurigkeit und Rückzug jedoch über etwa vier bis sechs Wochen zu beobachten seien, sei Sorge oft berechtigt.

Je älter Schülerinnen und Schüler würden, desto schwieriger seien entsprechende Beobachtungen für Lehrkräfte, fügte die Expertin hinzu. Dann falle eher Mitschülerinnen und Mitschülern etwas auf. Sie sollten daher wissen, an wen sie sich wenden könnten. Auf Hilfsangebote – etwa Vertrauenslehrerinnen oder Schulsozialarbeiter – sollte immer wieder aufmerksam gemacht werden, auch etwa bei Elternabenden. Wichtig für Lehrerinnen und Lehrer sei, auch “die Ruhigeren im Blick zu behalten”.

Eine zentrale Rolle spiele auch das Schulklima. Mobbing könne ebenso schwere Folgen nach sich ziehen wie massiver Leistungsdruck. Mehrere Studien hatten zuletzt eine erhöhte Belastung junger Menschen infolge der Corona-Pandemie gezeigt. “Jetzt gilt es besonders hinzuschauen, wie es Kindern und Jugendlichen geht”, mahnte Munk-Oppenhäuser.

Bei kleineren Kindern können laut Kölch ausgeprägt Traurigkeit sowie Unlust an Spiel und Entdecken auf eine psychische Erkrankung hinweisen. Häufig kämen Bauchschmerzen und Schlafstörungen hinzu. “Emotionale Störungen kann es in jeder Altersgruppe geben”, sagte der Mediziner. Eine erste Anlaufstelle könnten Familienberatungsstellen oder Kinderärztinnen und -ärzte sein.

Etwa sechs Prozent aller jungen Menschen erkranken nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe an einer Depression. Dies entspricht im Schnitt etwa ein bis zwei Schülerinnen oder Schülern pro Klasse.