Wie Martin Vetter sich einen Traum erfüllt hat

Gestern ist er auch offiziell in seinem neuen Amt angekommen: Bischöfin Kirsten Fehrs hat Martin Vetter als neuen Hauptpastor an St. Nikolai eingeführt. Porträt eines Theologen, der sich einen Traum erfüllt hat.

Martin Vetter vor einer Altarwand in der Zentrale des Kirchenkreises Hamburg-Ost
Martin Vetter vor einer Altarwand in der Zentrale des Kirchenkreises Hamburg-OstJohannes Lehmann

Hamburg. Martin Vetter wirkt frisch, fröhlich und neugierig. Dabei hat er im Ratzeburger Pastoralkolleg noch  bis zuletzt gearbeitet und direkt im Anschluss den Familienumzug  nach Hamburg bewältigt. Die Kisten sind längst noch nicht alle ausgepackt, und die ersten Probleme mit privaten PC-Datenleitungen gab’s auch schon. Doch pünktlich zum ersten Arbeitstag am 1. September lagen neue Visitenkarten auf seinem Schreibtisch:  „Dr. Martin Vetter, Hauptpastor von St. Nikolai und Propst im Kirchenkreis Hamburg-Ost.“
„Ich bin begeistert, in Hamburg zu sein“, sagt Vetter. „An Elbe und Alster zu arbeiten, war schon immer mein Traum.“ Insbesondere die Alster hat er schon „entdeckt“ – als private Jogging-Strecke. Doch aufgefallen ist ihm, dass es hier voller ist als am Ratzeburger Küchensee: „Während da vielleicht einer rumgelaufen ist, sind es hier 500“. Er hat allerdings auch schon gehört, dass er beim Joggen auch mal seine Bischöfin treffen könnte – Kirsten Fehrs schätzt die Alsterstrecke ebenfalls.

Gleich drei Stellen übernommen

Seit 2007 war Vetter in Ratzeburg  für die Fortbildung von Pastoren zuständig – jetzt hat er noch direkter mit dem Pfarralltag zu tun. Und davon bekommt er mehr als genug, denn eigentlich sind es drei Stellen, die er von seinem Vorgänger Johann Hinrich Claussen übernommen hat, der im Februar Kulturbeauftragter der EKD wurde.  Als Hauptpastor von St. Nikolai muss der 52-Jährige die Geschicke einer wachsenden Kirchengemeinde im Villen-Viertel von Harvestehude mitbestimmen. Als einer von sieben Pröpsten leitet er im Team Deutschlands größten Kirchenkreis Hamburg-Ost mit 116 Kirchengemeinden und rund 442 000 Mitgliedern. Und als Propst im Bezirk Alster-West ist er Dienstvorgesetzter für 39 Pastoren in 19 Kirchengemeinden.
Wie schafft man so ein Pensum? „Ich muss ja nicht alles alleine machen und schon gar nicht neu erfinden“, sagt Vetter und gibt sich zuversichtlich. Zunächst gehe es darum, Menschen und Orte kennenzulernen und sich vertraut zu machen.

Sein Ziel: Brücken schlagen

Im vergangenen September war Vetter maßgeblich für die Vorbereitung der Nordkirchensynode zur „Zukunft der Ortsgemeinde“ beteiligt. Er kennt das facettenreiche Bild der Kirchengemeinden und weiß um ihre Stärken und Probleme.  Der gebürtige Rheinländer studierte Evangelische Theologie in Wuppertal, Tübingen und München. Weitere Stationen waren eine wissenschaftliche Assistenz in Berlin und die Studienleitung der Ev. Stadtakademie Düsseldorf. Als Rektor des Pastoralkollegs wurde Vetter 2015 auch Vorsitzender der Theologischen Kammer der Nordkirche – diesen Posten wird er jetzt jedoch abgeben.
Aber all diese Erfahrungen und Kontakte bringt er mit. „Ich will versuchen, Brücken zu schlagen“, sagt er. Brücken zwischen Kirche und Öffentlichkeit, zwischen Gemeinden und Kirchenkreis und Brücken zwischen Verkündigung und Bildungsarbeit. Das Nikolai-Projekt der Kinderbischöfe fällt ihm dabei als „gutes Beispiel“ ein. Hier sei es gelungen, Aufmerksamkeit auf eine ganze Palette von Themen zu lenken – etwa die Kinder- und Jugendarbeit in Schule und Kirche, soziale Probleme und gesellschaftliche Aspekte von Kindern in der Stadt. „Kirche kann einen Beitrag leisten zur Gestaltung des öffentlichen Lebens“, sagt Vetter, der verheiratet ist und drei Kinder hat. Das Evangelium wende sich an alle Menschen, über alle denkbaren Grenzen und Zäune hinweg.