Wie die Kirchengemeinde Lütau klimaneutral werden will

Ein eigenes Heizhaus soll mit Holz aus eigenen Knickbeständen betrieben werden. Das bringt Wärme für Pastorat, Kita und Kirche. Kein ganz billiges Projekt für die Gemeinde.

Michael Eggers vom Kirchengemeinderat und Pastorin Anna Christ vor der Bodenplatte
Michael Eggers vom Kirchengemeinderat und Pastorin Anna Christ vor der BodenplatteNadine Heggen

Lütau. Das Projekt ist im Norden einzigartig: Die Kirchengemeinde Lütau (Kreis Herzogtum Lauenburg) will künftig klimaneutral heizen und damit 80 Prozent der Emissionen von Treibhausgasen einsparen. Neben dem Pastorat soll bis Januar 2021 ein Heizhaus mit einer Holzhackschnitzel-Heizanlage entstehen, die aus eigenen Knickbeständen der Kirchengemeinde beschickt wird. Eine angrenzende Solarthermie-Anlage wird das Wärmekonzept ergänzen, mit dem die Kirche St. Dionys und St. Jakobus, das Pastorat und der naheliegende Kindergarten beheizt werden sollen. „Lütau ist in der Nordkirche ein Leuchtturmprojekt, das hoffentlich viele Nachahmer findet“, sagte Annette Piening vom Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche in Lütau bei der Vorstellung des Projekts. Voraussichtlich soll die etwa 826.000 Euro teure Anlage im Januar 2021 in Betrieb gehen.

Bis zum Sommer 2021 soll das Heizungssystem der Kirche erneuert und an das Wärmenetz angeschlossen werden. Dabei wird die jetzige Luftheizung durch eine Fußbodenheizung ersetzt. Im Winter soll die Holzhackschnitzel-Heizanlage für Wärme sorgen. Für die Beschickung stehen der Gemeinde acht Kilometer Knick zur Verfügung. 600 Meter Knick pro Jahr werden für die Anlage benötigt. Vor fünf Jahren hat die Kirchengemeinde außerdem einen Mischwald mit 8.000 Bäumen gepflanzt.

Seit acht Jahren wird geplant

Zwischen März und Oktober sollen die drei Gebäude ausschließlich über die Solarthermie-Anlage mit Sonnenwärme beheizt werden. Um klimaneutral zu werden, bezieht die Kirchengemeinde bereits Ökostrom. Außerdem plant sie, ein Elektrofahrzeug anzuschaffen.

Bis zum Guss der Bodenplatte in den vergangenen Wochen war es allerdings ein langer Weg. Bereits im Jahr 2012 entstand in der Kirchengemeinde mit 1.400 Mitgliedern die Idee, wie sie ihre drei Gebäude mit erneuerbarer Wärme versorgen könnte. „Zunächst hat es gedauert, die kirchlichen Behörden von dem Plan eines eigenen Wärmenetzes zu überzeugen“, sagte Pastorin Anna Christ. Vor acht Jahren stand das Thema Klimaschutz noch nicht so im Fokus wie heute. Als öffentlich-rechtliche Institution hatte die Kirchengemeinde zudem viele Auflagen zu erfüllen.

Die Kirche St. Dionys und St. Jakobus
Die Kirche St. Dionys und St. JakobusNadine Heggen

Im vergangenen Sommer hatte die Kirchengemeinde den ersten Spatenstich für September 2019 angekündigt. Die Finanzierung war klar, der Bauantrag eingereicht. Der Bund willigte ein, sich mit 200.000 Euro an den Kosten zu beteiligen. Die weiteren Kosten teilen sich die Kirchengemeinde Lütau, der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, die Nordkirche, die EU und das Land Schleswig-Holstein.

Denkmalschutz funkt dazwischen

Doch nur eine Woche später brachte ein Brief der Denkmalschutzbehörde den Zeitplan ins Wanken: Das Pastorat, das aus dem Jahr 1846 stammt und neben dem die Anlage gebaut werden soll, stand ab sofort unter Denkmalschutz. „Nun mussten wir ausloten, unter welchen Auflagen ein neues Gebäude überhaupt neben dem Pastorat gebaut werden darf“, erklärte Christ. Statt des ersten Spatenstichs standen nun erstmal wieder viele Gespräche mit Behörden an. Ende 2019 gab das Bauamt dann endgültig grünes Licht. (epd)