Wie Gemeinden den Kirchentag nach Hause holen

Eigentlich sollte der Ökumenische Kirchentag Mitte Mai in Frankfurt stattfinden. Doch jetzt gibt es nur Veranstaltungen im Internet. Kirchengemeinden aus MV machen trotzdem mit.

So war es 2010: Schlussgottesdienst des Ökumenischen Kirchentags auf der Münchner Theresienwiese
So war es 2010: Schlussgottesdienst des Ökumenischen Kirchentags auf der Münchner TheresienwieseFriedrich Stark / epd

Greifswald/Zinnowitz. Einen Deutschen Ökumenischen Kirchentag ins Internet zu verfrachten – „eigentlich geht das nicht“, seufzt Pastorin Beate Kempf-Beyrich aus Greifswald. Als Kirchentagsfan und Mitglied im Kirchentagsauschuss der Nordkirche weiß sie: Diese Großveranstaltungen leben von persönlichen Begegnungen und Gemeinschaftsgefühl. Keine Videokonferenz kann das ersetzen.

Trotzdem soll dieser 3. Ökumenische Kirchentag, der vom 13. bis 16. Mai in Frankfurt am Main geplant war, in gestutzter Fassung im Internet laufen. Und von möglichst vielen Gemeinden auf Leinwänden geschaut werden, hoffen die Veranstalter, der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Die Organisatoren hätten zunächst überlegt, den Kirchentag wegen der befürchteten Corona-Lage zu streichen, erinnert sich Beate Kempf-Beyich. „Aber dann haben sie gesagt: Gerade in diesen Zeiten darf die Kirche nicht schweigen. Wir sind eine Institution, die Hoffnung und Orientierung bietet. Gehen wir online!“

Auf großen Leinwänden

Cord Bollenbach aus Zinnowitz gehört zu denen, die die digitalen Angebote auf Leinwänden zeigen wollen. Wenn irgendwo in Deutschland ein großer Kirchentag gefeiert wird, steht der Gemeindepädagoge sonst mitten im Getümmel. „Seit 2005 fahre ich mit Helfergruppen hin“, erzählt er. Die rund 30 Jugend­lichen aus dem pommerschen Kirchenkreis schlafen dann in Schulen der Gastgeberstadt, übernehmen Dienste in der Menge, besuchen Vorträge, Debatten, Bibelgespräche und Konzerte – wie die über 100.000 anderen Besucher auch. „Das Gemeinschaftsgefühl ist immer toll“, erzählt Bollenbach. Und von den thematischen Impulsen zehre man Monate.

"Schaut hin" ist das Motto des Kirchentags
"Schaut hin" ist das Motto des KirchentagsÖkumenischer Kirchentag

Diesmal so anders feiern zu müssen, findet Bollenbach schade. „Aber vielleicht ist es sogar eine Chance.“ Viele Gemeinden aus MV seien wegen der weiten Wege sowieso nie zu den großen Kirchentagen gereist. „Digital zuschalten kann sich jeder.“ Und für alle, die in Gemeinschaft ein bisschen Kirchentags-Atmosphäre erleben wollen, stellen Bollenbach und seine Frau, Pastorin Christa Heinke, ein Programm in Zinnowitz auf die Beine. Am 13. Mai laden sie zum Eröffnungsgottesdienst im Freien ein, am 14. und 15. zeigen sie auf Leinwänden im Kirchsaal und im Gemeinderaum Ausgewähltes aus dem Kirchentagsprogramm. Bis zu 100 Menschen könnten zuschauen und dazwischen Andachten im Freien feiern. „Damit man auch mal singen kann“, wie Bollenbach sagt. Am 16. Mai wird der Abschlussgottesdienst aus Frankfurt dann mit eigenem Rahmenprogramm übertragen.

Pastorin Beate Kempf-Beyrich plant in Greifswald Ähnliches und hofft, dass noch mehr Gemeinden aus MV mitziehen oder wenigstens das Motto des Kirchentags im Gottesdienst aufgreifen. „Schaut her“ lautet es; ein Zitat aus der Speisung der 5000, jener Bibelgeschichte, in der die Menschen das Wenige teilen, was sie haben, und feststellen: Es reicht für alle. „Ein passenderes Motto hätte man kaum wählen können“, findet Beate Kempf-Beyrich. Weil man diesen Kirchentag nur anschauen, nicht direkt erleben könne. Und weil es derzeit so wichtig sei, nicht weg-, sondern hinzusehen: auf die Umwelt. Und auf alle Menschen, die in Pandemiezeiten noch stärker in Bedrängnis sind als ohnehin schon.