Wie eine Knochenmarkspende Marion Wangerins Leben rettete

Jährlich erkranken rund 13.700 Menschen an Leukämie, Marion Wangerin war eine von ihnen. Dank einer Knochenmarkspende bekam sie die Chance auf ein zweites Leben. Mit dem Spender ist sie noch heute freundschaftlich verbunden.

Spender darf grundsätzlich jeder werden, der zwischen 18 und 55 Jahre alt ist. (Symbolbild)
Spender darf grundsätzlich jeder werden, der zwischen 18 und 55 Jahre alt ist. (Symbolbild)Imago / Olaf Döring

Marion Wangerin erinnert sich noch gut an den 7. Juli 2001. „Ich war gerade in der Küche, als mir plötzlich unglaublich schlecht wurde“, sagt die 55-jährige Darmstädterin. Schon in den Wochen zuvor fühlte sie sich müde und erschöpft, hatte kaum noch Kraft, zur Arbeit zu gehen. „Das war ungewöhnlich für mich“, sagt Wangerin. Sie schob es auf den Stress.

Ihre Schwester fuhr sie ins Krankenhaus. In der Klinik in Hanau erhielt die junge Frau die Schockdiagnose: Blutkrebs. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken jährlich rund 13.700 Menschen an Leukämie, besser bekannt als Blutkrebs.

Angewiesen auf Knochenmarkspende

Die alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter musste sich einer Chemotherapie und Bestrahlungen unterziehen. Um vollständig gesund zu werden, war sie auf eine Knochenmarkspende angewiesen. Wenige Wochen nach ihrer Registrierung bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) bekam sie die erlösende Nachricht: Ein passender Spender sei für sie gefunden: Bernd Haseborg. „Das war mein schönstes Weihnachtsgeschenk.“

Haseborg ist seit 1992 bei der DKMS registriert. Zehn Jahre später, am 29. Januar 2002, hatte der damals 45-Jährige die Gelegenheit, ein Leben zu retten. „Ich wurde mit dem Ostfriesischen Lufttransport ins Krankenhaus geflogen.“

Wangerin schrieb ihrem Lebensretter bereits in der Uniklinik Frankfurt einen ersten anonymen Dankesbrief. „Bernd ist nicht nur mein genetischer Zwilling. Für mich war er auch mein rettender Engel“, sagt sie. Ihre größte Leidenschaft ist von jeher der Gesang. Sie sang das Lied „Angel“ von Lionel Richie und nahm es für ihn auf. „Das rührte mich zutiefst“, sagt Haseborg.

Spender darf grundsätzlich jeder werden, der zwischen 18 und 55 Jahre alt ist. Menschen mit einer Autoimmunerkrankung oder Nieren-, Lungen- und Herzkreislauferkrankungen sind von einer Spende in der Regel ausgeschlossen.

Blutkrebs kann jeden treffen

„Viele haben Angst vor einer möglichen Knochenmarkentnahme“, sagt Wangerin. Angst hatte der Land- und Energiewirt Haseborg nach eigener Aussage nicht. „Blutkrebs kann jeden treffen. Man muss sich seiner Verantwortung bewusst sein“, sagt der 66-Jährige.

Die erste Blutstammzellspende in Deutschland erfolgte im Jahr 1992. Damals gab es nur ein einziges Verfahren: eine Entnahme des Knochenmarks aus dem Beckenkamm durch einen kleinen operativen Eingriff. In den späten 90er Jahren kam die periphere Stammzellentnahme hinzu.

Thilo Mengling, Direktor für Internationale Medizinische Wissenschaft bei der DKMS, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Die behandelnden Ärzte entscheiden über das Entnahmeverfahren. Für uns stehen die Sicherheit und medizinische Eignung des Spenders im Vordergrund, aber wir respektieren auch den Wunsch des Spenders. 90 Prozent der Spenden erfolgen heute durch die periphere Entnahme.“

Medikament G-CSF mobilisiert Stammzellen

Bei dieser Methode werden die Stammzellen aus dem Blut gewonnen. Der Spender erhält fünf Tage lang das Medikament G-CSF. Dieses mobilisiert die Stammzellen und erhöht ihre Anzahl im Blut. „Die Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei einer Grippe. Langzeitfolgen gibt es keine. Das können wir mit gutem Gewissen sagen“, betont Mengling.

Die Vor- und Nachsorge habe höchste Priorität für die DKMS. Bis zu einem Jahrzehnt nach der Entnahme beantwortet der Spender einmal im Jahr einen Fragebogen. „Wir bleiben mit den Spendern in Kontakt“, erklärt Mengling. Auch bei Haseborg wurde eine periphere Blutstammzellenentnahme vorgenommen. Schon nach wenigen Tagen hatte er sich davon erholt.

Wangerin und Haseborg stehen seit 20 Jahren in Kontakt. „Ich war zu Gast auf Bernd und Wilmas Silberhochzeit. Wir telefonieren mehrmals im Jahr“, sagt Wangerin. Auf ein weiteres Treffen im Sommer im rund 550 Kilometer entfernten niedersächsischen Dornumersiel beim Ehepaar Haseborg freut sie sich schon jetzt.