Wie die Landeskirche das Kloster Loccum erneuern lässt
Das Kloster Loccum gilt als herausragendes bauliches Zeugnis aus dem Mittelalter. Jetzt investiert die hannoversche Landeskirche 25 Millionen Euro, um das historische Bauwerk zu erhalten. Davon soll auch der theologische Nachwuchs profitieren.
Loccum, Kr. Nienburg. Das altehrwürdige Kloster Loccum bietet momentan ein ungewohntes Bild. Im Konventsgebäude fällt der Putz von der Decke. Und im historischen "Slaphus", wo noch bis vor kurzem angehende Pastoren für das Examen büffelten, türmen sich Sandhaufen auf und Steine schichten sich übereinander. "Hier ist noch richtig viel Mittelalter drin", sagt Architekt Jan Knopp aus Hannover, während er durch Staubschichten und über Holzschwellen stapft. Die Bauarbeiten im Kloster sind in vollem Gange: Für rund 25 Millionen Euro lässt die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers das 1163 gegründete Kloster bei Nienburg bis 2020 grundlegend erneuern.
Jan Knopp und seine Kollegen haben in den vergangenen zehn Monaten die Mauern der Anlage zwischen Weser und Steinhuder Meer komplett freigelegt und entkernt, so dass die ursprüngliche Bausubstanz aus Mittelalter und Barock wieder deutlich erkennbar ist. Das Bauwerk soll so "ertüchtigt" und stabilisiert werden, dass es wieder viele Jahrzehnte hält. "Das ist das größte Bauprojekt der Landeskirche in der Nachkriegszeit", erläutert Baudirektor Werner Lemke. Zeit und Kosten lägen gut im Plan.
Zentrale Ausbildungsstätte
Mit der Grundsanierung des Klosters will die Landeskirche zugleich mehr Platz und bessere Arbeitsbedingungen für angehende Pastoren schaffen. Nachdem mehrere andere Predigerseminare geschlossen wurden, ist Loccum heute die zentrale Ausbildungsstätte für Vikare in Niedersachsen und Bremen. Seit 1820 gibt es dort bereits ein Predigerseminar. Zurzeit bietet es Platz für 125 Nachwuchstheologen. Während der Bauarbeiten sind sie in umliegenden Seminarhäusern untergebracht.
Unter anderem lässt die Landeskirche das mittelalterliche "Slaphus" völlig neu gestalten, das frühere Dormitorium der Mönche. Nach dem Rückbau der Anlage treten die mächtigen Außenmauern mit ihren Natursteinen, das 1820 eingezogene Fachwerk-Gebälk und der alte Lehmputz deutlich hervor. "Wir haben viele verschiedene Holzschädlinge gefunden", erläutert Architekt Jan Knopp. Von Käfern oder Pilzen befallene Teile werden sorgfältig ersetzt. Künftig sollen hier Büros und Gruppenräume für die Vikare entstehen. Allein für die Sanierung des historischen Mauerwerks gibt die Landeskirche rund 13 Millionen Euro aus.
Neue Bibliothek im Bau
Zugleich entsteht auf dem Klostergelände ein moderner Bibliotheksneubau für rund 130.000 Bände, unter ihnen auch kostbare Handschriften und Drucke aus dem Mittelalter. Er fügt sich in den historischen Grundriss des Klosters ein und wird an einer Stelle errichtet, an der 1813 ein mittelalterlicher Trakt abgebrochen wurde. Zum 850-jährigen Bestehen des Klosters im Jahr 2013 hatte die Landeskirche bereits die Klosterkirche für 3,3 Millionen Euro restaurieren lassen.
Das Kloster Loccum sei ein herausragendes bauliches Zeugnis, sagt der für die Ausbildung der Theologen zuständige Oberlandeskirchenrat Helmut Aßmann. "Hier ist nichts kaputt gegangen, hier sind keine Fliegerbomben gefallen, hier waren keine reformatorischen Marodeure am Werk." Loccum gilt neben dem Kloster Maulbronn in Baden-Württemberg als das am besten erhaltene Zisterzienser-Kloster nördlich der Alpen. (epd)