Wie die Kult-Buchreihe um Conni zum Internetphänomen wurde

Viele junge Erwachsene zwischen 20 und 30 sind mit den Conni-Büchern großgeworden. In den letzten Jahren wurden die zu einem ganz eigenen Internettrend, der Verlag beobachtet aktuell einen neuen Boom. Woran liegt das?

Conni feiert Weihnachten, backt Pizza, bekommt einen kleinen Bruder. Und einmal bricht sie sich das Bein, weil sie Seife auf die Rutsche ihres Hochbetts geschmiert hat, um schneller zu sein. Allein für Kinder ab drei Jahren gibt es heute über 50 Bilderbücher über Conni mit der Schleife im Haar. Viele Kinder sind mit diesen Geschichten aufgewachsen. Das erste Pixibuch über Conni wurde 1992 veröffentlicht. Inzwischen ist der Titelstar älter geworden und spricht auch größere Kinder an, die schon selber lesen können.

In den vergangenen Jahren hat sich der Conni-Trend aber noch eine ganz andere Richtung entwickelt: Im Internet finden sich zahlreiche Parodien der Kinderbuch-Cover, die sich um die unterschiedlichsten Dinge drehen. “Conni zockt den ganzen Tag Ballerspiele, weil ihre Kita zu wenig Personal hat”, liest man da etwa, mit einer wutentbrannten Conni vor der Spielekonsole.

Auf einem anderen ist ein Flugzeug abgebildet: “Conni wandert nach Dubai aus, um Steuern zu sparen.” Auch “Conni lernt für den Viertversuch”, “Conni kifft” oder “Connis erster Versicherungsbetrug” finden sich unter den zahlreichen Varianten, die Internetuser erstellt haben. Und aus der Corona-Zeit: “Conni feiert Weihnachten alleine.”

Aber warum werden 30 Jahre alte Kinderbücher zu so einem Internettrend? Marcel Lemmes, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medieninnovation und Medienwandel an der Universität Tübingen, forscht zur Meme-Kultur im Internet. “Ein Meme ist ein Bild, Video, Text oder eine Kombination davon, das sich schnell und weit über das Internet verbreitet”, erklärt er.

In dem Begriff Meme steckt das griechische Wort für “nachahmen” oder “imitieren”. Memes greifen bekannte Alltagskultur auf und stellen humorvoll einen neuen Zusammenhang her. Dabei kommt es zu einer Kettenreaktion: Eine Person erstellt das erste Meme, andere greifen die Idee auf und erstellen eigene Varianten. Die weitere Verbreitung geschieht “mal durch Algorithmen, mal durch Zufall”, sagt der Forscher.

Auch die Parodien der Conni-Buchcover kann man laut Lemmes als Meme-Trend betrachten. Durch ihre Bekanntheit eigneten sie sich dafür gut. Hinzu komme ein gewisser Nostalgiefaktor, da viele Internetuser die Bücher mit ihrer Kindheit verbänden. Schwarzer Humor spiele ebenfalls eine Rolle, da viele der Neuschöpfungen im Gegensatz zur heilen Welt der Conni aus den Büchern ständen.

Conni hat inzwischen schon mehrere Wellen von Memes mitgemacht. Das hat nach Auskunft von Lemmes damit zu tun, dass sich verschiedene Kreise dieses Stoffes bemächtigten: “Die früheren Conni-Memes wurden eher von politisch links orientierten Gruppen eingesetzt, um auf humoristische Art und Weise Inhalte zu verbreiten.” Dabei seien sie auch oft für Gesellschaftskritik genutzt worden. “Jetzt sind sie in Studierendenkreisen wiederentdeckt worden.” Neue Plattformen wie TikTok könnten die Erschließung der Memes für neue Gruppen begünstigen, in dem Fall etwa für eine jüngere Zielgruppe.

Wie die Schöpferin der Figur Conni, Liane Schneider, zu dem Phänomen steht, ist nicht bekannt. Die Autorin gebe nur selten Interviews, heißt es beim Hamburger Carlsen-Verlag, der die Reihe herausgibt. Dass die Bücher zum Internettrend geworden sind, ist beim Verlag aber bekannt. “Seit vielen Jahren finden sich schon erfundene Conni-Titel im Netz, gerade erfährt dieser Trend aber wirklich einen neuen Boom auf TikTok”, so eine Sprecherin. Der Verlag nehme das in den meisten Fällen mit Humor. Nur wenn diese Parodien “rassistische oder anderweitig diffamierende Züge” annähmen, schalte man einen Anwalt ein.

Wie andere Trends werde auch dieser nicht für die Ewigkeit bleiben, sagt Medienwissenschaftler Lemmes. “Irgendwann ist so ein Format nicht mehr lustig, weil man es zu oft gesehen hat.” Er kann sich aber vorstellen, dass die Conni-Bücher auch in Zukunft als Meme-Vorlage aufgegriffen werden, zumindest hin und wieder.