Wie die hannoversche Landeskirche das digitale Abendmahl plant

Bei Brot und Wein sitzen die Teilnehmer am heimischen Bildschirm, im Kirchenkreis Hittfeld findet die Feier sogar per Zoom statt. Trotz aller Euphorie hat Landesbischof Meister eine Mahnung.

Auch ein digitales Abendmahl soll zur geplanten Online-Gemeinde gehören
Auch ein digitales Abendmahl soll zur geplanten Online-Gemeinde gehörenJens Schulze / epd

Hittfeld/Kr. Harburg. Die hannoversche Landeskirche hat ihre Gemeinden aufgerufen, digitale Formen der Abendmahlsfeier zu erproben. Dabei beteiligen sich Menschen zu Hause mit Brot und Wein oder Traubensaft, während sie am Bildschirm einen per Internet oder im Fernsehen übertragenen Gottesdienst verfolgen. In anderen Fällen sind die Teilnehmer per Videokonferenz zusammengeschaltet. „Wir wollen erfahren, ob digitale Abendmahlsfeiern als glaubensstärkende Feiern erlebbar sind und wie sie gestaltet werden müssen“, sagt der der Theologische Vizepräsident des evangelischen Landeskirchenamtes in Hannover, Ralph Charbonnier.

Landesbischof Ralf Meister unterstützt die Erprobung: „Ich bin tendenziell offen dafür, dass wir diese Erfahrungen sammeln“, sagt er. Dies sei jedoch mit einer hohen Verantwortung verbunden, denn beim Abendmahl gehe es nicht „um irgendetwas Beliebiges“. Für viele Christinnen und Christen sei es der tiefste Ausdruck ihres Glaubens. „Dass man da sagt: Das machen wir jetzt einfach mal übers Netz, reicht mir nicht.“ Deswegen müssten die Erfahrungen sehr genau betrachtet und sorgsam ausgewertet werden.

Im evangelischen Kirchenkreis Hittfeld kommt beim digitalen Abendmahl das Konferenztool Zoom zum Einsatz, bei dem alle Teilnehmer zu sehen sind. Was daran besonders ist und warum das aus seiner Sicht ein Modell für die Zukunft sei kann, erläutert Superintendent Dirk Jäger im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Superintendent Dirk Jäger
Superintendent Dirk JägerKirchenkreis Hittfeld

Warum bieten Sie ein digitales Abendmahl an?
Dirk Jäger: Generell ist jetzt eine Zeit, in der wir vieles ausprobieren. Für mich ist das eine Premiere. Ich habe aber keinerlei Zweifel daran, dass es theologisch richtig ist. Ob wir die Einsetzungsworte vor dem Reichen von Brot und Wein bei einem Abendmahl den Menschen in einer Kirche oder über den Äther zusprechen, macht dabei keinen Unterschied. Im Wesentlichen ist das eine Haltungsfrage. Wer sich mit den anderen und mit Christus verbunden weiß durch eine Abendmahlsfeier, der wird dies auch digital als gut empfinden. Und es können sogar Menschen von weit her, etwa Freunde aus Schweden oder Australien, daran teilhaben. So wird ganz nebenbei auch das Miteinander der weltweiten Christenheit deutlicher.

Üblicherweise werden zum Abendmahl Brot, oft in Form von Oblaten, und Wein oder Traubensaft gereicht. Das könnte beim heimischen Abendmahl anders ausfallen, wäre das in Ordnung?
Ich gehe davon aus, dass sich die Menschen zu Hause das Abendmahl bewusst feierlich gestalten, mit Brot, Wein oder Traubensaft und dem besonders guten Glas aus dem Schrank. Ich weiß von Menschen, die sich vor Online-Übertragungen von Weihnachtsgottesdiensten erst einmal eine Kerze angezündet haben. Das Abendmahl lädt dazu ein, nicht nur zuzusehen, sondern sich zu beteiligen. Manche Gemeinden bieten auch Brot und Wein zum Mitnehmen an.

Ein Teil der Feiern wird nicht gestreamt, sondern findet auf der Online-Plattform Zoom statt, wo die Teilnehmer auch einander sehen können. Macht das einen Unterschied?
Die gegenseitige Kommunikation ist dadurch natürlich eine andere. Ich kann nicht nur die Pastorin oder den Pastor sehen, sondern auch, wie andere das Abendmahl feiern. Bei Gottesdiensten per Zoom sind schon besondere und schöne Formate entstanden. So halten zum Beispiel Menschen ihre Hände so, dass es auf dem Bildschirm aussieht als fassten sie einander an. Das stärkt die Gemeinschaft zusätzlich. Wir werden später die Beteiligten befragen, wie sie das empfanden.

Ich werbe dafür, dass wir mehr ausprobieren. Wir haben ohnehin eine Zeit, in der immer deutlicher wird, dass sich die klassische Form des einstündigen Sonntagsgottesdienstes wandeln muss. Die wenigsten Menschen wollen noch 20 Minuten lang angepredigt werden. Es geht immer mehr um Dialog. Was wir darüber digital lernen, können wir später auch analog umsetzen. (epd)