Wie Carola Scherf zu @pastoracara wurde

Es gibt nur wenige Theologen, die soziale Netzwerke beruflich nutzen. Pastorin Carola Scherf ist eine von ihnen.Sie schreibt kurze Texte auf Twitter, lädt Fotos auf Instagram hoch – und betreibt einen Blog mit Tiefgang.

Carola Scherf nutzt die sozialen Medien intensiv
Carola Scherf nutzt die sozialen Medien intensivInes Langhorst

Lübeck. Gottesdienst, viele Gespräche, Bauangelegenheiten und zwischendurch ein Besuch im Kindergarten: Carola Scherf ist Pastorin in der Lübecker Paul-Gerhardt-Gemeinde. Durch ihren beruflichen Alltag begleiten sie nicht nur Bibel und Talar, sondern auch ihr Smartphone. Sie fotografiert damit, was ihr vor die Linse kommt, und veröffentlicht einiges davon in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter.
Warum sie das macht? „Weil das so ist“, sagt Carola Scherf und fotografiert schnell ihr rosa Sofa im Besuchsraum des Pastorats. Zwei kurze Sätze auf Twitter, später noch auf Facebook. Die sozialen Netze gehören für sie einfach dazu – nicht nur im privaten Leben, sondern auch beruflich. Damit ist sie nicht allein: 66 Prozent der Internetnutzer in Schleswig-Holstein haben laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr soziale Medien genutzt. Bundesweit sind es sogar 77 Prozent.

Als Pastorin ins Gespräch kommen

Carola Scherf weiß, dass sie einiges von sich in der Öffentlichkeit preisgibt: Das rosa Sofa, der Kater oder ihre Schuhe zeigen Facetten des Privaten. „So bin ich erkennbar, als Mensch und als Pastorin“, sagt sie dazu. Und das verschafft ihr Aufmerksamkeit, weit über Lübecks Stadtgrenzen hinaus.
Es gibt wenige Theologen, die sich in den sozialen Medien so sicher und selbstverständlich bewegen. Deswegen hat das Netzwerk Öffentlichkeitsarbeit die Lübecker Pastorin zu seiner Jahrestagung eingeladen. Sie hat einen Workshop über „Social Media im Gemeindealltag“ gehalten. Etwa 25 kirchliche Kommunikationsprofis aus dem ganzen Bundesgebiet haben ihr zugehört und diskutiert. „Das ist es, was in den sozialen Netzen auch passiert“, sagt Carola Scherf. „Menschen interessieren sich für Menschen und kommen in einen Dialog“, betont sie. Als Pastorin sei genau das ihr Ziel: ins Gespräch zu kommen.
Auf Twitter zum Beispiel ist sie als @pastoracara bundesweit vernetzt. Dort tauscht sie sich nicht nur öffentlich aus oder bezieht Position. „Ab und zu habe ich eine Nachricht in meinem Postfach, in der ein Mensch mich als Seelsorgerin anfragt“, so Scherf. Dass es an ihrer Pastoratstür klingelt und jemand ohne Termin das spontane Gespräch sucht, ist dagegen selten.

Lokale Kontakte auf Facebook

Auf Facebook wirkt ihr Netzwerk dagegen wesentlich lokaler. „Da sind vor allem Kita-Eltern, Gemeinde-Mitarbeiter – viele lübsche Leute“, sagt Carola Scherf und meint damit die Lübecker. Dabei hat sie sich vor einigen Jahren bei Facebook angemeldet, um international besser Kontakt halten zu können. Der Blick ins Ausland, vor allem zu einer befreundeten Pastorin und ihrer Gemeinde in England, inspirieren Carola Scherf auch hinsichtlich der eigenen Social-Media-Aktivitäten. Die Kirchengemeinde Paul-Gerhardt ist mit einer Seite auf Facebook vertreten. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Inga Meißner lädt Carola Scherf dort zu Gottesdiensten und Konzerten ein, berichtet aus dem Konfirmandenunterricht oder zeigt die Fortschritte der jüngsten Baumaßnahme.
Die Regeln des Bilder-Netzwerks Instagram hat Carola Scherf ebenfalls verinnerlicht. „Hier geht alles über coole Fotos verbunden mit spannenden Hashtags. Das macht richtig Spaß.“ Doch der Beruf der Pastorin bringt nicht nur Freude und Leichtigkeit mit sich. Auch Tod und Trauer gehören dazu. Auf ihrem Blog schreibt Carola Scherf Texte mit Tiefgang. Zuletzt etwa über ihre Einsätze als Notfallseelsorgerin. Wenn sie kurz nach den Rettungskräften an einen Ort kommt, an dem das Schreckliche passiert ist. Dann ist das Smartphone aus, wird das Notfallhandy in die Handtasche gesteckt, und sie ist einfach nur da, als Pastorin, als Mensch.