Millionen Kinder ohne Schutz: Trotz Fortschritten bei Impfungen sind viele Mädchen und Jungen weltweit wegen vermeidbarer Krankheiten gefährdet. Auch Falschinformationen tragen dazu bei.
Auch wenn zuletzt weltweit mehr Kinder geimpft wurden, sehen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Unicef die Impfziele in weiter Ferne. Kinder blieben wegen Versorgungsengpässen, Konflikten oder Fehlinformationen oft nicht oder nur unzureichend geimpft, teilten die WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Dienstag mit. So erhielten etwa im vergangenen Jahr 20 Millionen Säuglinge weniger als die drei notwendigen Impfdosen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten, 14,3 Millionen keine einzige.
Im Vergleich zu 2019 stieg die Zahl den Angaben zufolge um 1,9 Millionen. Um die Ziele der Impfagenda 2030 einzuhalten, hätten 2024 vier Millionen Kinder mehr diese Impfung erhalten müssen. Im Vergleich zu 2023 hätten dennoch eine Million Kinder mehr die vollständige Impfserie erhalten.
Der Zugang zu Impfstoffen ist demnach weltweit ungleich verteilt: In 131 von 195 Ländern hätten mindestens 90 Prozent der Kinder die erste Impfdosis erhalten. Die Zahl der Länder, die dieses Ziel erreichen, sei seit 2019 jedoch nicht signifikant gestiegen. Nur 17 Länder hätten ihre Impfraten steigern können, in 47 Ländern stagniere der Fortschritt, oder die Quote sinke sogar.
Die Impfrate gegen HP-Viren, die verschiedene Krebsarten verursachen können, stieg den Daten zufolge auf 31 Prozent. 2019 lag sie noch bei 17 Prozent. Dazu habe auch die globale Impfallianz Gavi beigetragen. Eine 90-prozentige Impfquote bis 2030 ist jedoch auch hier nicht in Sicht. Die Impfquote gegen Masern liegt laut WHO inzwischen bei 76 Prozent, 84 Prozent der Kinder erhielten eine von zwei Dosen. Das sei ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, jedoch auch noch weit unter den notwendigen 95 Prozent.
“Drastische Kürzungen der Hilfe gepaart mit Fehlinformationen über die Sicherheit von Impfstoffen drohen, jahrzehntelange Fortschritte zunichte zu machen”, sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Auch wenn noch viel zu tun sei, sei es ermutigend, dass die Zahl der geimpften Kinder steige. “Millionen von Kindern sind weiterhin nicht vor vermeidbaren Krankheiten geschützt, und das sollte uns alle beunruhigen”, ergänzte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell.
Die WHO und Unicef forderten Regierungen und Partner auf, die Finanzierungslücke der Impfallianz Gavi zu schließen, um Kinder in ärmeren Ländern zu schützen und große Krankheitsausbrüche zu verhindern.