Westfälische Kirche berät über Zukunft des Präses-Amts

Knapp vier Monate nach dem Rücktritt von Annette Kurschus als Präses (leitende Geistliche) der Evangelischen Kirche von Westfalen berät die Landeskirche auf einer Sondersynode über die Zukunft dieses Leitungsamts. Bei den Beratungen am 9. März in Dortmund soll es sowohl um den Zeitplan für eine Neubesetzung als auch um mögliche Änderungen des Zuschnitts gehen. Im Raum stehen Überlegungen, möglicherweise die Aufgabenfülle der oder des leitenden Theologen der viertgrößten deutschen Landeskirche zu verringern.

Die Kirchenordnung sieht vor, dass die Landessynode – das oberste Organ der westfälischen Kirche – bei einem vorzeitigen Ausscheiden der oder des Präses „spätestens auf der nächsten ordentlichen Tagung“ eine Neuwahl vornimmt. Das wäre die Herbstsynode Ende November. Sollte der Zuschnitt des Präses-Amts geändert werden, wäre dieser Termin allerdings nicht zu halten. Eine Neuwahl würde dann vermutlich im Herbst 2025 erfolgen.

Die oder der Präses (Lateinisch für „Vorsitzender“) führt laut Kirchenordnung den Vorsitz sowohl der Landessynode als auch der Kirchenleitung und des Landeskirchenamts in Bielefeld. Außerdem vertritt er oder sie die westfälische Kirche innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Ökumene sowie in der Öffentlichkeit. Gewählt oder wiedergewählt wird der oder die Präses jeweils für acht Jahre durch das Kirchenparlament, die Landessynode.

Die 61-jährige Theologin Kurschus hatte seit 2012 an der Spitze der westfälischen Kirche gestanden, die rund zwei Millionen Mitglieder hat. Seit November 2021 war sie auch EKD-Ratsvorsitzende. Am 20. November vergangenen Jahres trat sie von beiden kirchlichen Leitungsämtern zurück. Hintergrund waren Vorwürfe, sie sei mit einem Verdachtsfall an ihrem früheren Arbeitsort Siegen nicht ausreichend transparent umgegangen. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein wird beschuldigt, in den 90er Jahren junge Männer sexuell bedrängt zu haben.