Wer die Gurke findet, fängt mit dem Geschenk-Auspacken an

Die große, hölzerne Krippe gehört bei Wiebke Bähnk unbedingt vors Fenster. Weil die Fensterbank so schön breit ist und den Krippenfiguren genug Platz für einen langen Fußmarsch bietet: „Maria und Josef machen sich von weither auf unserem Fensterbrett Schritt für Schritt auf ihren beschwerlichen Weg zur Krippe“, erzählt die evangelische Itzehoer Pastorin. Die Weisen folgen ihnen nach, die Krippe indes bleibt zunächst leer. Erst in der Weihnacht legt eines ihrer Kinder oder Enkelkinder, wie seit fast 30 Jahren, das hölzerne Jesuskind hinein. „Christus ist geboren.“

Aus dem Erzgebirge stammt die Engelkapelle, die jedes Jahr am ersten Advent die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs aufstellt. „Eine Familientradition, die ich von meiner Mutter übernommen habe. Seit den Sechzigerjahren hat sie die kleinen Engel mit den Punkten auf den Flügeln gesammelt und die Kapelle bis auf die letzte Trompete komplettiert.“ Eine Weihnachtszeit ohne die kleinen Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung möchte sich Fehrs nicht vorstellen. „Wenn dann am ersten Feiertag meine beiden Nichten zu Besuch kommen und die Spieluhr mit dem ‚O du fröhliche‘ erklingt, dann spätestens ist’s nach all den Gottesdiensten unser Familien-Weihnachten.“

Der katholische Domkapitular für Schleswig-Holstein, Peter Wohs, schaut sich während der Adventszeit gern ein Video an, in dem Heinz Rühmann „Die alte Kirche“ von Manfred Hausmann vorliest. „Da gehen auch mir die Tränen und meine Seele ist angerührt.“ Am Heiligabend gehören für Wohs Kartoffelsalat und gebratener Karpfen auf den Teller, nach der Christmette und dem „Stille Nacht“-Singen in der verdunkelten Kirche gönnt er sich „im Wohnzimmer ein Glas Rotwein“.

Die schleswig-holsteinische Bischöfin Nora Steen legt großen Wert darauf, dass ihr Weihnachtsbaum erst an Heiligabend geschmückt wird. „Und zwar von allen zusammen“, wie die evangelische Theologin betont.

Katja von Kiedrowski, oft zu sehen in den digital ausgestrahlten, evangelischen #liveline-Gottesdiensten aus Lübeck, hat in ihrem Baum ein spezielles Deko-Element hängen: „die Weihnachtsgurke, ein Anhänger, der möglichst heimlich in den Weihnachtsbaum gehängt wird“. Zuständig dafür ist ihre Mutter. Wer die Gurke zuerst entdeckt, darf mit dem Geschenk-Auspacken beginnen. Zu essen gibt es eine gebratene Gans, gefüllt mit Äpfeln und Rosinen.

Bei Susanne Platzhoff, evangelische Pastorin in Burg auf Fehmarn, darf Musik nicht fehlen: „Ein ‚Muss‘ für meine Weihnachtsstimmung ist das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. ‚Jauchzet, frohlocket‘ muss mit Pauken und Trompeten durch die Wohnung klingen, wenn ich den Tannenbaum schmücke.“

Die evangelische Wismarer Pastorin Antje Exner musiziert gemeinsam mit der Familie bei ihren Eltern. „Es ist rührend, wie sich das im Laufe der Jahre verändert hat, immer mehr Enkelkinder dazugekommen sind und mitmachen konnten, während andere noch zwischen den Notenständern herumkrabbelten.“

Für die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, gehören Christrosen zum Fest. „Ein kleiner Strauß davon steht jedes Jahr zu Weihnachten auf unserem Esstisch. Früher habe ich sie gekauft, heute pflücke ich sie in unserem Garten.“ Die Christrosen, die mitten in Kälte und Schnee blühen, sind für sie ein Hoffnungszeichen: „Selbst wo alles erstarrt und kalt erscheint, blüht neues Leben.“

Der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße baut jedes Jahr eine Weihnachtskrippe auf, die einmal seinen Großeltern gehörte. „Daher ist sie mir besonders lieb.“

Gunnar Engel, evangelischer Pastor in Kiel, liest während der Adventszeit mit seinen Kindern die Weihnachtsgeschichte. Sein Sohn spielt die Szenen anschließend nach. „Bei uns zu Hause sind also schon einige Könige auf der Suche nach dem Stall gewesen und Maria hat schon das eine oder andere Jesuskind auf dem Sofa zur Welt gebracht.“