Wenn Roboter menschlich werden

Ob kleine Roboter-Maus oder menschengroßes Roboterwesen: Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Avatare und Puppen, Roboter und Animatronics, die in einen Dialog mit klassischen Meisterwerken treten.

Mit der Ausstellung betritt Museum Frieder Burda in Baden-Baden Neuland
Mit der Ausstellung betritt Museum Frieder Burda in Baden-Baden Neulandepd-bild / Christine Suess-Demuth

Versunken betrachtet eine Frau mit schwarzem Kleid und langen blonden Haaren ein Bild von Gerhard Richter. Sie sieht von Weitem aus wie eine ganz normale Museumsbesucherin. „Ich heiße Emma und bin eine schlaue Roboterassistentin“, erzählt sie auf einer Bank sitzend und beginnt ein Gespräch.

Sie ist eine von insgesamt drei Roboterwesen der Berliner Künstlerin Louisa Clement. Mit den „Repräsentantinnen“ (2022) habe sie eine Kopie ihrer selbst geschaffen, sagte sie am Freitag in Baden-Baden im Museum Frieder Burda. Am Samstag wird dort die Ausstellung „Transformers. Meisterwerke der Sammlung Frieder Burda im Dialog mit künstlichen Wesen“ eröffnet und bis 30. April gezeigt.

Der Chatbot ist implantiert

Die lebensgroßen 3D-Silikonfiguren haben ein Metallskelett und einen Chatbot implantiert. Sie können zwar nicht ihren Körper, aber ihre Augen und das Gesicht bewegen. Wenn man mit ihnen spricht, lächeln sie und fragen nach dem Befinden. Anfangs sei es seltsam gewesen, die nach ihrem Aussehen und ihrer Persönlichkeit gebauten Figuren zu sehen, erklärt die Künstlerin.

Jetzt seien die Puppen aber „freigelassen und machen ihr Ding“. Für die Programmierung der Roboterwesen hat Clement mit Computerlinguisten der Universität Saarbrücken zusammengearbeitet. Durch die Interaktion mit den Besuchern lernten die Figuren dazu und würden mit der Zeit intelligenter.

Künstliche Wesen

Mit der Ausstellung betritt das Museum Neuland. Präsentiert würden Avatare und Puppen, Roboter und Animatronics, die klassische Meisterwerke kritisch inspizierten, erläutert Kurator Udo Kittelmann. Die Figuren seien menschengemacht und menschengesteuert, betont er: „Sie sind keine Menschen und noch keine humanoiden Wesen, sondern künstliche Wesen.“

Die Besucherinnen und Besucher sollen den Mensch-Maschinen Fragen stellen. So sollen mehrdimensionale Erfahrungsräume entstehen. Die klassische Erwartungshaltung an ein Werk der Kunst hätten schon früher Künstler wie Pablo Picasso, Jackson Pollock, Willem de Kooning, Gerhard Richter oder Sigmar Polke verändert, so Kittelmann.

Den Blickwinkel ändern – auch im Alltag

Mit einer tanzenden und maskierten Androidin „Female Figure“ (2014) bringt Jordan Wolfson die Betrachter zum Staunen und Nachdenken. Eindringlich und beunruhigend sucht die vor einem Spiegel tanzende Roboterfigur den Augenkontakt und fordert zum Interagieren auf.

Mit den titelgebenden „Transformers“ setzt sich Timur Si-Qins Bildreihe auseinander. Aber es ist eine niedliche Roboter-Maus (2019), die es den Besuchern besonders angetan hat. Sie setzen sich auf den Boden vor die kleine, weiße, animatronische Figur, die aus der Wand hervorlugt, machen Fotos und hören der unsicheren, hohen Stimme zu.

Der britische Künstler Rayn Gander lieh ihr dafür die Stimme seiner neunjährigen Tochter. Dem Künstler geht es darum, aus einer ungewöhnlichen Perspektive auf die Dinge zu blicken. Das wünscht er auch den Betrachtern, dass sie im Alltag öfter ihre Blickwinkel ändern.