“Wenn nicht jetzt, wann dann?”

In der evangelischen Landeskirche wird seit Tagen über eine Frauenquote für Führungspositionen diskutiert. Mit losgetreten hat die Debatte die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski auf Instagram. Dort hatte sie beklagt, dass bei der Besetzung des Regionalbischof-Postens in Bayreuth keine Frau berücksichtigt wurde. Aktuell gibt es in Bayern zehn Oberkirchenräte, aber nur drei Oberkirchenrätinnen im Landeskirchenrat – einem der kirchenleitenden Organe in der bayerischen Landeskirche. Lubomierski sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), sie wünsche sich bei der Herbsttagung der Landessynode eine Debatte über die Frauenquote. Die Dekanin ist selbst Mitglied der Synode.

epd: Frau Lubomierski, Sie haben vor einer Woche mit einem kurzen Video auf Instagram die Debatte um eine Frauenquote in der bayerischen Landeskirche neu entfacht. Haben Sie mit so viel Zuspruch gerechnet?

Lubomierski: Nein, das hätte ich tatsächlich nicht erwartet. Ich habe auch mit viel mehr Gegenwind gerechnet. Aber der kam nicht. Ich habe mich vielmehr in einem Candystorm wiedergefunden. Im März hatte eine Gruppe Frauen schon einen entsprechenden Vorstoß gewagt, aber außerhalb der Kirche keine Beachtung gefunden. Aber sie haben den Boden bereitet für die jetzige Debatte.

epd: Sie haben offenbar einen Nerv getroffen. Der Zuspruch in den Sozialen Medien ist groß, selbst außerhalb der kirchlichen „Bubble“ wird über das Thema diskutiert und berichtet…

Lubomierski: Es freut uns natürlich, dass das Thema Frauenquote so groß aufgegriffen wird und dass auch das mediale Interesse da ist. Aber natürlich wäre es mir lieber, wenn wir gar nicht darüber diskutieren müssten und die Teilhabe von Frauen in der Führungsetage unserer Landeskirche eine Selbstverständlichkeit wäre.

epd: Das Thema ist in der Öffentlichkeit – das Eisen also sprichwörtlich heiß. Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?

Lubomierski: Wenn nicht jetzt, wann dann. Ich weiß, dass sich jetzt einige in der Synode zusammensetzen und mit der Arbeit anfangen. Wenn eine entsprechende Eingabe oder ein entsprechender Antrag eingereicht wird, muss sich das Kirchenparlament mit dem Thema befassen. Denn: Die Entscheidung über eine Frauenquote liegt in letzter Instanz bei der Synode. Auch der Landeskirchenrat kann aktiv werden und die aktuelle Debatte als Anlass nehmen, um einen eigenen Gesetzesvorschlag einzureichen. Was ich im Übrigen sehr begrüßen würde. Dann könnten wir vielleicht schon bei der nächsten Synodentagung im November über eine Frauenquote abstimmen.

epd: Sie haben prominente Fürsprecher. Landesbischof Christian Kopp hat in einem Interview gesagt, dass die Frauenquote ein „interessanter Gedanke“ sei.

Lubomierski: Es freut mich natürlich sehr, dass Landesbischof Christian Kopp sich bei der Frage auch schon positioniert hat und sich eine Frauenquote vorstellen könnte. Ich würde es nur begrüßen, wenn der Landesbischof, der ja Mitglied im Landeskirchenrat ist, weitere Schritte mit anstoßen würde.

epd: Freut es Sie, dass Sie als „Gesicht“ der Debatte um eine Frauenquote wahrgenommen werden?

Lubomierski: Ich sehe mich nicht als „Gesicht“ einer Kampagne. Ich habe ja letztlich nur meiner Enttäuschung auf Instagram Ausdruck darüber verliehen, dass erneut bei der Vergabe eines Oberkirchenrats-Postens keine Frau berücksichtigt worden war. Und das, obwohl erst Ende Februar eine Gruppe von Kirchenmitarbeiterinnen eine Petition für die Gleichstellung von Männern und Frauen in Leitungsgremien gefordert hat. Das fand ich unfassbar, dass diese Kritik offenbar nicht ernstgenommen wurde. Mein Posting war spontan, da steckt kein Masterplan dahinter. (00/2010/03.07.2024)