Wenn der Hafen Erntedank feiert

Um Waren, Nahrung und Knochenarbeit soll es zum Erntedankfest gehen. Denn Container, so weit das Auge reicht, gibt es am Hamburger Hafen. Sie haben eine Gemeinsamkeit mit Getreidefeldern.

Mark Möller, Geschäftsführer der Flussschifferkirche
Mark Möller, Geschäftsführer der FlussschifferkircheMarieke Lohse

Hamburg. Denkt Mark Möller an das Erntedankfest, dann kommt ihm keine Erntekrone aus goldenen Ähren in den Sinn. Stattdessen denkt er an das Mehl, das in Hamburgs Supermärkten steht – und das vielleicht am Hamburger Hafen von Bord eines Container-Schiffes kam.

Mark Möller ist Geschäftsführer der Flussschifferkirche. Auch hier wird am Sonntag, 4. Oktober, das Erntedankfest gefeiert. Die Deutsche Seemannsmission und ihre katholische Schwester Stella Maris, der Seemannspastor der Nordkirche, die Freunde des Hafenmuseums, die Hauptkirche St. Katharinen und die Flussschifferkirche laden erstmals ein zum „Erntedank am Hafen“.

Kein überbordender Altar

Am Ponton der Flussschifferkirche soll es an dem Tag im Vergleich zu manchem vor Obst und Gemüse überbordenden Altar „schnörkellos“ zugehen. „Wie es zum Hafen passt“, so Möller. Das heißt: Information, Kennenlernen und Gespräche über den Hafen und seine Menschen.

„Felder gibt es hier nicht, aber es gibt Container, die gelöscht werden, es gibt die Binnenschiffe, die gelöscht werden. Und die Sachen von einem Ort wegbringen, um sie nutzbar zu machen“, erklärt Möller. Dabei geht es ihm um die Menschen, die manchmal aus dem Blick geraten: Hafenarbeiter und Seeleute.

Segen für Seeleute

„Auf unseren wöchentlichen Fahrten mit unserer Barkasse Johann­ Hinrich Wichern zu den Binnenschiffen im Hafen beeindruckt uns immer wieder, wie auf diesen Schiffen für Wochen, manchmal Monate, nur zwei oder drei Leute für alles verantwortlich sind und wie hart sie arbeiten, damit der Hafenbetrieb funktioniert“, erzählt Manfred Jahnke, Vorstand der Flussschifferkirche.

„Oft werden diese Männer und Frauen gar nicht wahrgenommen; umso wichtiger ist es uns, ihnen zu danken und für sie einen Segen zu erbitten“, sagt Jahnke. Das soll an dem Sonntag um 16 Uhr geschehen.

Zurücktreten und schauen

Ein maritimes Erntedankfest verknüpft Möller weniger mit vollen Netzen, wie die Evangelien die Wunder Jesu schildern. Vielmehr denkt er an die Berufung der ersten Jünger Jesu. Denn bevor aus diesen Fischern Menschenfischer wurden, sollten sie noch einmal ihre Netze auswerfen. Einen Schritt zurückgetreten seien sie auf Bitten Jesu – bevor es richtig losging, so deutet der Diakon die Geschichte. Auch das erhofft er sich von der Veranstaltung: „Zurücktreten und Schauen.“

Auf Schiffen und in der Gesellschaft werde wenig über die Bedeutung des Erntedankfestes gesprochen, weil dessen Bedeutung nicht klar sei, sagt Möller. Religion werde an Bord häufig tabuisiert. Er hofft auch auf Schaulustige zum Erntedankfest – weniger, um einen christlichen Feiertag zu begehen, sondern mehr, um mit der Flussschifferkirche „eine Hamburgensie“ kennenzulernen.

Info
Am Sonntag, 4. Oktober, lädt die Flussschifferkirche an ihrem Ponton, Hohe Brücke 2, von 14 Uhr bis 16.30 Uhr zum Erntedankfest.