Wenn aus Wandern Pilgern wird

Statt eine Politische Bildung zu absolvieren, ging es für die Sanitätsstaffel Einsatz Oldenburg in Holstein in die Natur – zum Pilgern.

Die Sanitätsstaffel unterwegs in Holstein
Die Sanitätsstaffel unterwegs in HolsteinPrivat

Oldenburg/Holstein. Wir, die Sanitätsstaffel Einsatz Oldenburg in Holstein, hatten eine Woche Politische Bildung in Süddeutschland geplant. Diese konnten wir nicht antreten, also mussten wir uns überlegen, was wir in Schleswig-Holstein Tolles machen können – unter Covid-19-Bedingungen.

Da fiel mir unsere Militärseelsorge ein, mit der ich schon auf vielen Rüstzeiten unterwegs gewesen bin. Ein Telefonat und ein persönliches Gespräch weiter, wussten wir, dass es eine „Tagesrüstzeit“ wird. Es stand fest: Wir möchten pilgern! Meine Kameraden und ich waren uns darüber einig, dass diese Tour eine gute Mischung aus religiösen Absichten und Teambildung werden soll. Die sportliche Komponente bestand in der Kleiderfrage, denn wir pilgern in Zivil.

Jakobsmuschel weist den Weg

Am Morgen der Rüstzeit trafen wir uns um 7 Uhr in der Einheit, um von dort gemeinsam zum Startpunkt, dem Kloster Cismar, zu fahren. Dort erwartete uns Militärpfarrer Thomas Dietl. Im Klostergarten, unter einem großen Baum standen wir im Kreis, und es gab einen Morgenimpuls. Wir hörten ein wenig über die Klostergeschichte und über das Pilgern. Die wohl wichtigste Information für uns war: „Haltet nach den Jakobsmuscheln Ausschau, die weisen uns den Weg.“ Jeder hatte einen Rucksack mit dem Nötigsten gepackt.

Wir folgten vom Kloster Cismar aus dem kleinen Kanal in Richtung Ostsee. Wir merkten bald, dass wir zu schnell sind. Wollten wir nicht entschleunigen? Der Morgennebel wich der Sonne, und wir machten die erste Brotzeit. Gestärkt ging es weiter. Allmählich bildeten sich Wandergruppen. Mit Blick auf die Ostsee vergingen die ersten Kilometer sehr schnell. Wir machten viele kleine Pausen um zu fotografieren. Immer wieder kam der Gedanke, „es ist so schön hier, und das während des Dienstes“. Manchmal verweilten einige noch länger, andere wollten gern ein Stück allein weiter und die Stille genießen. Die Gespräche veränderten sich. Trotz des Lachens und der Vertrautheit wurden sie „ernster“. Im Wald an einem Birkenkreuz hielten wir an. Unser Militärpfarrer „warf uns ein paar Brocken hin“, und wir unterhielten uns sehr angeregt zu diesen Themen.

Nicht die beste Schuhwahl

Vorbei an Campingplätzen, wo über die Hecken und durch den Zaun tolle Begegnungen stattfanden, wanderten wir nun nicht mehr, sondern wir pilgerten. Der eine oder andere merkte aber auch so langsam, dass er wohl nicht die beste Schuhwahl getroffen hatte. Nachdem wir etwa 25 Kilometer gewandert und gepilgert sind, stand schon unser Fahrzeug bereit. Wir fuhren voller Euphorie, mit ein bisschen Fußschmerzen und unseren Erlebnissen wieder zurück in den Alltag. Wir werden wohl noch lange davon zehren.