Weltweite Krisen werden komplexer – Deutschlands Risiko sinkt

Während Deutschlands Risiko für eine Naturkatastrophe etwas gesunken ist, sieht es weltweit anders aus. Die Zahl von Mehrfach-Krisen steigt und ihr Ausmaß ebenfalls. Das verdeutlicht der Weltrisikoindex 2024.

Kriege, Erdbeben und die Folgen des Klimawandels stellen viele Staaten vor große Probleme. Zu diesem Fazit kommt der am Montag in Berlin veröffentlichte Weltrisikoindex vom Bündnis Entwicklung hilft. Globale Krisen seien allgegenwärtig und überforderten zunehmend internationale Hilfssysteme. “Sie verstärken sich gegenseitig und schaffen neue, bedrohliche Herausforderungen für die globale Sicherheit”, so die Analyse der Geschäftsführerin des Entwicklungsbündnisses, Ilona Auer-Frege.

Die Staatengemeinschaft sei daher dringend aufgefordert, entschlossen zu handeln anstatt internationale Hilfen zu streichen. “Seit zwei Jahren streicht die Bundesregierungen massiv bei den Mitteln für Katastrophenbewältigung und Humanitäre Hilfe im Entwicklungsministerium und im Auswärtigen Amt. Dies ist das völlig falsche Signal, denn die Zeit der einfachen Lösungen ist vorbei”, sagte Auer-Frege der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wenn Menschen in Krisenregionen der Welt Sicherheit, Stabilität und Perspektiven fehlten, “dann wird die Zahl der Geflüchteten auf allen Kontinenten zunehmen und zur nächsten Krise führen”.

Der diesjährige Weltrisikobericht hat das Thema “Multiple Krisen” als Schwerpunkt. So zeigt eine Sonderauswertung, dass das Risikoprofil vieler Länder nicht nur von Extremwetterereignissen geprägt ist, sondern zunehmend auch von anhaltenden Konflikten. Länder wie Kolumbien, Pakistan und Somalia weisen demnach jeweils hohe Gesamtwerte im Weltrisikoindex und in der Sonderauswertung zur Konfliktexposition auf. “Erdbeben fordern besonders viele Opfer in Regionen wie Syrien, in denen bereits seit vielen Jahren ein Bürgerkrieg die Infrastruktur zerstört hat”, führte Auer-Frege aus.

Die Länder mit dem derzeit höchsten Risiko für eine Naturkatastrophe bleiben wie in den Vorjahren die Philippinen, Indonesien und Indien. Auf dem amerikanischen Kontinent sind Kolumbien und Mexiko besonders gefährdet. Einen großen Sprung weg vom Risiko hat China gemacht. Das Land bleibe sehr exponiert, aber sei deutlich weniger anfällig für die Folgen eines Extremwetterereignisses. Das Land mit der höchsten Verletzlichkeit ist die Zentralafrikanische Republik, die damit Somalia ablöst.

Die Lage in Deutschland selbst hat sich laut Bericht etwas verbessert – wenn man nur das Risiko einer großen Naturkatastrophe betrachtet. So stieg die Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze auf, liegt aktuell auf Rang 98 und damit im globalen Mittelfeld der 193 untersuchten Länder. Am niedrigsten ist das Risiko einer Naturkatastrophe weiterhin in den drei europäischen Zwergstaaten Monaco, Andorra und San Marino.

Der Index für 193 Länder weltweit ist Bestandteil des jährlichen Weltrisikoberichts, der vom Bündnis Entwicklung hilft herausgegeben wird. Wissenschaftlich betreut wird der Bericht von dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum. Dabei nehmen die Autoren des Index Faktoren wie die Anfälligkeit der Bevölkerung für Naturkatastrophen sowie die Mechanismen der Staaten für Bewältigung und Anpassung an künftige Ereignisse in den Blick.