Weltsynode in Rom: Gespräche im geschützten Raum

Die Weltsynode in Rom wird im Bewusstsein starten, was in der katholischen Kirche im Argen liegt: Vor dem Start der Versammlung von Bischöfen und Laien wird es nach Willen des Papstes am Abend des 1. Oktober im Petersdom einen öffentlichen Bußakt wegen der Verfehlungen der Kirche geben. Im Fokus steht der Umgang mit sexuellem Missbrauch. Drei Opfer werden vortragen, was ihnen angetan wurde. Franziskus will im Namen der gesamten Kirche um Vergebung bitten – ähnlich wie es Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 in einer Predigt getan hatte.

Auch andere Sünden sollen von den Teilnehmenden bekannt werden, wie Kardinal Mario Grech, der Generalsekretär der Synode vor wenigen Tagen in Rom bekannt gab. Darunter die „Sünde gegen den Frieden“, die „Sünde gegen die Frauen, die Familie, die Jugend“, oder die „Sünde gegen die Synodalität“, womit ein „Mangel an Zuhören“ gemeint ist.

Gegenseitig zuhören sollen sich die 368 stimmberechtigten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweiten Teils der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vier Wochen lang. Vom 2. bis 27. Oktober werden Bischöfe, Ordensvertreter und katholische Laien aus aller Welt zusammensitzen, um über Struktur und Ausrichtung der katholischen Kirche zu beraten. Die diesjährige Bischofssynode bildet das Ende der im Herbst 2021 von Papst Franziskus eröffneten Weltsynode.

Mit dem ersten Teil im vergangenen Jahr hatte Papst Franziskus bereits Kirchengeschichte geschrieben: Zum ersten Mal waren bei einer Bischofssynode auch Laien stimmberechtigt, darunter rund 50 Frauen. Am Zuschnitt der Synode hat sich wenig geändert. Aus Deutschland werden wie 2023 neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Bischof Felix Genn (Münster), Bischof Bertram Meier (Augsburg), Bischof Stefan Oster (Passau) und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck nach Rom reisen. Auch der Theologe Thomas Söding wird wieder teilnehmen.

Das offizielle Thema des Treffens lautet „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. „Mancher wird sagen: Jetzt kreisen die wieder vier Wochen um sich selbst und draußen brennt die Welt“, sagte der Passauer Bischof Oster vor seiner Abreise nach Rom. Die Versammlung bezeichnete er als ein „Gespräch im Heiligen Geist im geschützten Raum.“ Es ginge darum, zu hören, was der Geist in dieser Zeit seiner Kirche sagen möchte.

Ein Inhalt, der nach außen schwer zu vermitteln ist. Vor allem, nachdem zentrale Bereiche aus dem Arbeitspapier der Synode ausgegliedert wurden. Mitte März hatte Papst Franziskus die Einrichtung von Arbeitsgruppen bekannt gegeben, die etwa über die Priesterausbildung, die Rolle der Bischöfe und grundsätzliche Fragen der Ämter in der Kirche beraten. Auch über die Rolle von Frauen in der Kirche und die Möglichkeit eines Diakonats für Frauen tauscht sich nun eine dieser Gruppen aus. Eine Entscheidung, die viele Teilnehmer irritiert hat.

Dies solle es der Synode ermöglichen, „sich in ihrer zweiten Sitzungsperiode leichter auf das allgemeine Thema zu konzentrieren, das ich ihr einst zugeordnet habe und das sich nun in der Frage zusammenfassen lässt: Wie kann man eine synodale Kirche sein, die hinausgeht?“, schrieb der Papst im Frühjahr zur Begründung. Resultate der Gruppenarbeit sollen ihm Mitte 2025 vorgelegt werden. Inwiefern die Themen dennoch von den Teilnehmern der Weltsynode aufgebracht und diskutiert werden können, bleibt abzuwarten. Für Bischof Oster stellt sich da vor den Gesprächen in Rom die prinzipielle Frage: „Wie verhält sich eine synodale Kirche zu einer hierarchischen?“

Im Vatikan wird immer wieder betont: Die Synode gilt nicht als eine Art Kirchenparlament. Man sitze hingegen zusammen, um den Willen Gottes für die Kirche herauszufinden. Auch die diesjährige Synode wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagen. Die Mitglieder sind verpflichtet, das, was hinter verschlossenen Türen besprochen wird, für sich zu behalten. Dies soll das freie Reden begünstigen und Entscheidungsprozesse erleichtern, wie Kardinal Grech erklärte. Über ausgewählte Aspekte wird der Vatikan während der vier Wochen auf regelmäßigen Pressekonferenzen informieren.

Bereits zu Beginn der Weltsynode hatte Franziskus betont, der synodale Weg sei eine „langsame, vielleicht mühsame Übung.“ Zum Ende der diesjährigen Synode sollen nun konkrete Beschlüsse und Empfehlungen an den Papst formuliert werden. „Dann warten wir gespannt, was Franziskus seinerseits daraus macht“, sagte Oster.