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Weltkulturerbe Carnac

Wofür haben sie wohl gedient? Bis heute rätselt die Forschung über die kilometerlangen Steinreihen und Steinkreise von Carnac in der Bretagne. Dennoch: Für die Unesco gehört das Ensemble zum Erbe der Menschheit.

Die Gemeinde Carnac (4.200 Einwohnern) im Département Morbihan an der bretonischen Atlantikküste ist berühmt für mehr als 3.000 Menhire in mehreren Steinreihen. Auch diverse Großsteingräber (Dolmen) befinden sich nahe Carnac. Am Samstag nahm die Unesco die prähistorischen Stätten in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit auf.

Die über drei Kilometer langen Steinreihen von Carnac mit ursprünglich mehr als 3.000 Steinen von 0,5 bis 4 Metern Höhe bestehen aus lokalem Granit von der nahen Küste. Während ältere Menhire sorgfältig bearbeitet wurden, zeigen spätere kaum noch Bearbeitungsspuren.

Die Megalith-Anlagen wurden in der Jungsteinzeit ab etwa 4500 v. Chr. errichtet und waren bis in die Bronzezeit (ca. 2300 v. Chr.) in Funktion. Sie könnten auch aus späterer Zeit stammen. Denn die Grundlagen für eine Datierung, etwa Knochen- oder Keramikreste, sind nur spärlich vorhanden.

Erste systematische Untersuchungen des Geländes erfolgten in den 1870er Jahren. Im Zweiten Weltkrieg wurden NS-Archäologen mit Vermessungen und Ausgrabungen beauftragt. In einem ehemaligen Priesterseminar im Ort Carnac enthält das Musée de Préhistoire Exponate und Informationen zu den Megalith-Anlagen.

Der sogenannte Tumulus Saint-Michel ist der größte künstlich errichtete Erdhügel Frankreichs mit 125 mal 60 Metern Fläche und rund 10 Metern Höhe. Er enthält eine Zahl von Steinkisten und einen Dolmen. Wegen mangelhafter Stabilität ist er nicht mehr zu besichtigen.

Die traditionelle christliche Volksfrömmigkeit der Bretagne hat eine eigene und sehr eigenwillige Interpretation der Steinreihen und -kreise von Carnac: Einer bretonischen Legende zufolge wurde Papst Cornelius (gest. 253) von Legionären des Kaisers Trebonianus Gallus verfolgt. Sein von Ochsen gezogener Streitwagen wurde demnach am Meer in die Enge getrieben. Cornelius habe sich im Ohr eines der Ochsen versteckt und seine Feinde in Stein verwandelt.