Zum Weltarmutstag am Freitag machen die Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen auf die wachsende Armut im Land aufmerksam. Laut Landesamt für Statistik lebten 2024 rund 1,3 Millionen Menschen in Niedersachsen in Armut oder waren davon bedroht, wie die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege am Donnerstag in Hannover mitteilte. Das seien 16,6 Prozent der Bevölkerung – und damit fast 19 Prozent mehr als im Jahr 2006.
„Wer einen großen Teil seines Einkommens für Miete und Nebenkosten aufwenden muss, hat immer weniger Spielraum für Bildung, Freizeit oder gesunde Ernährung“, mahnte die Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft, Kerstin Tack: „Bezieht man diese Wohnkosten der Menschen mit ein, steigt dieser Anteil der Armutsbedrohten in Niedersachsen sogar auf 21,8 Prozent.“
Mehr als jedes fünfte Kind wächst Tack zufolge in einem Haushalt auf, dessen Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt. Damit einher gingen schlechtere Chancen auf Bildung, Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe und ein erhöhtes Risiko, auch im Erwachsenenalter arm zu bleiben. „Auch Frauen sind überdurchschnittlich betroffen, vor allem im Alter. Rund jede fünfte Frau über 65 gilt als arm“, sagte Tack. Von den alleinerziehenden Müttern lebten mehr als 40 Prozent mit ihren Kindern in Armut.
Der 1992 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Internationale Tag zur Beseitigung der Armut sei Anlass, um auf die verschiedenen Facetten der Armut aufmerksam zu machen, hieß es. „Armut grenzt aus, sie beschämt, sie macht krank – und sie bedroht den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betonte Tack. „Armut ist kein individuelles Versagen, sondern ein gesellschaftliches Problem.“ Nötig sei eine neue Kultur sozialer Solidarität.