Weitere Vorwürfe gegen Ex-Bild-Chef Reichelt: Frauen verlangen Entschuldigung von Springer

Die Affäre um den mutmaßlichen Machtmissbrauch durch Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt zieht weitere Kreise: Beim ARD-Magazin „Reschke Fernsehen“ kamen mehrere Betroffene zu Wort.

 Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der frühere Bild-Chefredakteur Julian Reichelt
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der frühere Bild-Chefredakteur Julian ReicheltImago / Sven Simon

In der Affäre um den mutmaßlichen Machtmissbrauch durch den früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt verlangen betroffene Frauen eine Entschuldigung vom Springer-Verlag und dessen Vorstandschef Mathias Döpfner. Bisherige Äußerungen Döpfners zu dem Fall kämen einer „Verhöhnung“ gleich, zitierte das ARD-Magazin „Reschke Fernsehen“ in einem am Donnerstagabend ausgestrahlten Bericht eine Betroffene. Sie seien zutiefst verachtend und beleidigend den Frauen gegenüber.

Systematisches Fehlverhalten im Verlag

Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser, der eine weitere Frau vertritt, forderte eine Entschuldigung für „systematisches Fehlverhalten im Verlag“. Der Verlag müsse zudem die Aussage korrigieren, dass sich es sich um einen Einzelfall handele. Döpfner hatte dem Bericht zufolge in einer Videobotschaft kurz nach dem Rauswurf von Reichelt gesagt, die interne Untersuchung habe lediglich einen Fall einer „einvernehmlichen Beziehung mit einer Mitarbeiterin“ belegt.

Reichelt dementiert Vorwürfe

Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen Reichelt waren im März 2021 bekanntgeworden. Wie der „Spiegel“ damals berichtete, soll Reichelt Affären mit jungen Kolleginnen gehabt haben, die ihn anschließend des Mobbings und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen bezichtigt hätten. Reichelt hat die Vorwürfe stets dementiert.

Nach einer unternehmensinternen Compliance-Untersuchung hielt der Verlag zunächst an Reichelt fest. Als im Oktober 2021 jedoch auch die „New York Times“ über die Vorwürfe berichtete, entband der Konzern den „Bild“-Chefredakteur mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben. Reichelt wurde vorgeworfen, er habe „Privates und Berufliches nicht klar getrennt“ und dem Verlagsvorstand im Compliance-Verfahren darüber die Unwahrheit gesagt.

Springer antwortet ARD mit Stellungnahme

In der Sendung „Reschke Fernsehen“ wurden mehrere Frauen zitiert, die Fehlverhalten des damaligen Chefredakteurs schildern. Die Vorwürfe waren Springer demnach bereits im Herbst 2019 bekannt. Zwei Mitarbeiterinnen von „Bild“ hätten damals über Einsendungen in den anonymen Briefkasten der Zeitung schwere Vorwürfe erhoben. In ihren Schreiben hätten sie von Machtmissbrauch, Drogenkonsum und Affären des Chefredakteurs berichtet. Die Einsendungen wurden demnach dem Vorstand vorgelegt.

Der Springer-Verlag antwortete laut ARD auf einen umfassenden Fragenkatalog mit einer generellen Stellungnahme: „Wir haben unsere Lehren aus der Vergangenheit gezogen, was die kulturelle Entwicklung betrifft, bereits viel verändert, und schauen jetzt wieder nach vorne.“