Weiter an der Ökumene arbeiten

Nach fast sechs Jahren beendet Corinna Schmidt ihre Arbeit als geistliche Leiterin des Ökumenischen Forums. Die Mennoniten-Pastorin tritt zum 1. April eine neue Stelle an. Für sie schließt sich damit ein Kreis.

Corinna Schmidt
Corinna SchmidtSebastian Vollmert

Hamburg. Im Flur stehen Kartons, und ein Raum wird schon gestrichen: Bald verlässt Corinna Schmidt das Ökumenische Forum. Rund sechs Jahre war die Mennoniten-Pastorin die geistliche Leiterin des Ökumenischen Forums. „Was bleibt, sind immer Menschen und Begegnungen“, sagt sie. Die Arbeit im Ökumenischen Forum war „vielfältig und bunt“. Ins Haus kamen sehr unterschied­liche Gäste, nicht nur aus Hamburg, sondern auch aus der ganzen Welt. Viele fallen ihr ein, als erstes die Künstlerin Soudabeh Ardavan aus dem Iran, die im Gefängnis saß und dort mit einfachsten Mitteln Bildern gemalt hat.

Sechs Jahre im Forum haben ihre Gedanken zur Ökumene nicht verändert. Aber das Schöne und das Schwierige, von dem sie früher schon wusste, hat sie seitdem persönlich durchlebt. Sie hat erfahren: Ökumene ist dort stark, wo die Menschen ein gemeinsames Anliegen haben und sich zum Beispiel für Flüchtlinge oder gegen Rassismus engagieren. Sie fand es auch wertvoll, die „Schätze der anderen“ kennenzulernen und als Mennonitin zum Beispiel eine altkirchliche Lichtvesper zu erleben. Aber für sie bleibt es schmerzhaft, dass ein gemeinsames Abendmahl nicht mit allen Christen möglich ist.

Wo Glaube verbindet

Die Ökumene ist weiterhin wichtig, davon ist sie überzeugt. Corinna Schmidt hofft, dass sich die Kirchen auch weiterhin dafür einsetzen werden. „Die Befürchtung ist größer geworden, dass kleiner werdende Ressourcen zu einer Binnensicht führen, und wir nicht mehr über den Tellerrand gucken“, sagt sie. Ihr Eindruck ist, dass sich auch an der Uni immer weniger Menschen für Ökumene interessieren. „Die innerkirch­liche Ökumene darf man nicht gegen den interreligiösen Dialog ausspielen“, sagt sie.

In der Hausgemeinschaft sieht sie etwas gelingen, was für die Stadt und Gesellschaft wichtig ist: Unterschiedliche Menschen leben zusammen, achten sich und lösen die Konflikte, die entstehen. Natürlich sei das nicht immer leicht. Aber sie hatten etwas, das viele andere Hausprojekte nicht haben: „Hier verbindet uns unser Glaube“, sagt sie. Was die Hausgemeinschaft betrifft, ist sie sich sicher: „Das ist etwas, das mein Mann und ich vermissen werden.“

In der letzten Zeit war ihre Stelle auch durch die Arbeit im Viertel geprägt. Die Hafencity befindet sich immer noch im Aufbau. „Ich habe hier Menschen erlebt, die sehr bewusst und motiviert ihren Stadtteil gestalten wollen“, sagt sie. Gern hätte sie diesen Prozess noch bis zum Herbst begleitet, aber der Übergang war nicht anders möglich. Und statt vier weitere Jahre zu bleiben, wollte sie lieber jetzt einen neuen Schritt gehen. Ihre Stelle im Ökumenischen Forum ist noch nicht neu ausgeschrieben, wahrscheinlich wird es erst im Frühsommer so weit sein. Derzeit läuft noch eine Evaluation über das Ökumenische Forum.

Auf Wohnungssuche

Corinna Schmidt fängt nun zum 1. April 2020 eine neue Stelle in der Seelsorge des Albertinen-Krankenhauses in Hamburg-Schnelsen an. Sie freut sich darauf. „Ich habe Seelsorge immer als zentralen Teil meiner pastoralen Arbeit verstanden“, sagt sie. „Da geht mir das Herz auf.“

Mit der Arbeit verlassen Corinna Schmidt und ihr Mann nicht nur die Hausgemeinschaft, sondern auch den Stadtteil. Derzeit suchen sie nach einer Wohnung im Westen der Stadt, infrage kommt alles zwischen Eimsbüttel und Krupunder. Für den privaten Neuanfang hat sich Schmidt schon etwas vorgenommen: Gleich nach dem Einzug will sie bei allen Nachbarn klingeln, sie einladen und für einen aufmerksames Miteinander in der Nachbarschaft werben – so wie sie es in der Hausgemeinschaft des Ökumenischen Forums erlebt hat.

Info
Die Verabschiedung von Corinna Schmidt am Mittwoch, 18. März, ist wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt worden.