Weimarer Stiftung erwirbt “Nietzsche-Gedächtnishalle” der Nazis
Kann man eine von den Nazis geplante Weihestätte in einen kulturellen Bildungsort umwandeln? Die Stiftung Sendehalle Weimar versucht es. Sie hat die “Nietzsche Gedächtnishalle” erworben.
Die Stiftung Sendehalle Weimar hat die von den Nazis erbaute “Nietzsche-Gedächtnishalle” erworben. “Ich bin erleichtert und glücklich, dass sich der jahrelange Einsatz für diesen historisch bedeutenden Ort in Weimar gelohnt hat”, teilte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Martin Kranz, am Montag in Weimar mit. Das Gebäude stehe für 90 Jahre deutscher Geschichte aus Nazideutschland, DDR und Nachwende-Zeiten.
Das Haus war von den Nationalsozialisten nach einem finalen Entwurf des Architekten Albert Speer Ende der 1930er Jahre gebaut worden und sollte eine Art Nazi-Weihestätte in ideologisch vereinnahmender Erinnerung an den Philosophen Friedrich Nietzsche werden. Das Krieg stoppte das Vorhaben. In der DDR diente das Haus in der Weimarer Humboldtstraße 36a später als Funkhaus. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude vom MDR genutzt.
Kranz sagte, man wolle die wechselvolle Geschichte des Hauses mit einem intensiven Bildungs- und Kulturprogramm für Jugendliche aus dem In- und Ausland und andere Besucher erlebbar machen. “Für den Erhalt von Demokratie, Menschenwürde und Gleichberechtigung soll die ehrliche und offene Begegnung von Menschen aller Generationen diesen Ort prägen.”
Der Kauf erfolgte im Rahmen einer Zwangsversteigerung. Die Finanzierung für den Erwerb und die Sanierung ist laut Stiftung gesichert. Neben vielen privaten Stiftern und Spendern hat der Haushaltausschuss des Bundestages im letzten Jahr mit über 5.0 Millionen Euro die größte Einzelsumme für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes von 1935 bereitgestellt.
Ein öffentlicher “Sneak-Preview” in der ehemaligen Nietzsche Gedächtnishalle ist für den 15. und 16. November 2024 geplant.