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Weihnachten ohne Gewalt erleben

Karin Hester schildert, wie in den beiden Frauenhäusern der Diakonie in Datteln und Herten gefeiert wird

k.tykwer@web.de

Die Advents- und Weihnachtszeit ist für viele Familien eine stressige Zeit. Nicht selten eskalieren dann Konflikte. Viele Frauen, die mit ihren Kindern Schutz im Frauenhaus gefunden haben, feiern dort zum ersten Mal seit Jahren ein friedliches Fest. Wie das aussehen kann, schildert – protokolliert von Sabine Damaschke, Pressereferentin der Diakonie RWL – Karin Hester, die bei der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen für den Bereich „Hilfen für Frauen“ zuständig ist. Dazu gehören auch zwei Frauenhäuser in Datteln und Herten.

In unseren beiden Häusern wird nicht an Heiligabend groß gefeiert, sondern zwei Tage vorher. Der Grund dafür ist einfach: In den Frauenhäusern gibt es keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Pro Einrichtung haben wir drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen, die dort ganz normale Bürozeiten haben.
Die Frauen versorgen sich in unseren Häusern selbst. Sie putzen ihre Zimmer, kaufen ein und kochen selbst. Allerdings haben wir eine Rufbereitschaft, an der sich auch sieben ehrenamtliche Mitarbeiterinnen beteiligen – für den Fall, dass tatsächlich abends oder in der Nacht eine Frau aufgenommen werden muss. Diese Rufbereitschaft gibt es natürlich auch in den Weihnachtstagen.
An Heiligabend reißen sich die Familien meistens zusammen, weil das Fest einigermaßen harmonisch sein soll. Die Spannung und der Stress entladen sich eher in den Tagen danach. Da melden sich die Frauen dann bei uns oder die Polizei setzt sich mit uns in Verbindung, nachdem sie gegen den gewalttätigen Partner oder Vater einer erwachsenen Tochter einschreiten musste und nun einen sicheren Platz für die betroffene Frau sucht.
Die Frauen, die größtenteils zwischen 20 und 50 Jahre alt sind, leben für eine Übergangszeit von durchschnittlich drei Monaten bei uns. Wir haben in unseren beiden Häusern 13 Plätze für Frauen. Hinzu kommen ihre Kinder, die dort gemeinsam mit den Müttern wohnen. Derzeit sind beide Frauenhäuser voll belegt.
Weihnachten ist für alle ein besonderes Fest. Beide Häuser werden weihnachtlich geschmückt. Die Kinder haben Wunschzettel geschrieben und wir bemühen uns, ihnen mit der Erfüllung eines lang gehegten Wunsches eine Freude zu machen. Das ist möglich, weil wir das ganze Jahr über Spenden erhalten.
An unserer Weihnachtsfeier kochen wir Mitarbeiterinnen gemeinsam mit den Frauen. Wir ziehen uns schick an und nehmen uns viel Zeit für das Essen, Gespräche, Lieder und Spiele.
Schon in der Vorweihnachtszeit sorgen wir jedes Jahr für festliche Stimmung, wenn uns der Nikolaus besucht. Das ist immer ein unvergessliches Erlebnis für die Kinder und ihre Mütter. Verkleidet als Nikolaus hat uns auch dieses Jahr ein ehrenamtlicher Helfer besucht und bunt gefüllte Nikolaustüten an die kleinen Bewohner unserer Häuser verteilt. Für die Kinder mit Migrationshintergrund war das ein ganz besonderer Moment, weil sie diesen Brauch häufig nicht kennen und zum ersten Mal bei uns mit ihm in Berührung kommen.