Weibliche Genitalverstümmelung: Neue Anlaufstelle in Würzburg

Frauen, deren Genitalien verstümmelt wurden, leiden oft lebenslang darunter. In Deutschland ist der Eingriff verboten, dennoch leben hier Betroffene aus anderen Ländern. Ein katholischer Verband will helfen.

Der katholische Verband IN VIA eröffnet in Würzburg eine eigene Fachberatungsstelle für Frauen, die von Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM_C) betroffen sind. Das teilte der Verband am Mittwoch in München mit.

„Wir sehen uns einerseits als klassische Beratungsstelle für die Frauen, andererseits sind wir aber auch für Fachkräfte anderer Einrichtungen da, die mit potentiell betroffenen Frauen, Eltern und Mädchen ins Gespräch kommen können und Informationen zu FGM_C benötigen“, sagte die zuständige Referentin Julia Seeber. Aufgrund von Zuwanderung und Flucht sei das Thema auch in Deutschland angekommen.

Anlaufstellen für Betroffene seien im Raum Würzburg die Ausnahme, hieß es. Das neue Angebot wolle die Lücke für Unterfranken schließen. Auch Informations- und Austauschtreffen für Frauen aus Ländern, in denen die Verstümmelung besonders oft vorkomme, seien geplant. „Wir möchten auch in den Communities präsent sein“, so Seeber.

Für viele Frauen sei es nicht leicht, über ihr Schicksal zu sprechen. Dazu wolle die Beratungsstelle sie ermutigen. Teilweise könnten die Beratungen auch in den Muttersprachen angeboten werden. Der Verband sei in der Gegend gut vernetzt und könne außerdem medizinische und psychosoziale Hilfen vermitteln.

„Wir müssen ein noch stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein für dieses Problem schaffen“, forderte die IN-VIA-Landesvorsitzende Adelheid Utters-Adam anlässlich des Internationalen Frauentags am Freitag. Präventionsarbeit sei dabei sehr wichtig.

Nach Auskunft einer Verbandssprecherin gibt es ähnliche Beratungsstellen in Bayern bisher in Nürnberg, Ingolstadt, Regensburg und München. Man gehe in Deutschland von mindestens 100.000 betroffenen Frauen und Mädchen aus. Die Schätzung sei schwierig, weil die Fälle nirgendwo erhoben würden.

IN VIA ist ein katholischer Verband, der sich nach eigenen Angaben gesellschaftspolitisch und durch konkrete Hilfen für gerechte Lebensbedingungen vor allem für Mädchen und junge Frauen einsetzt. Der bayerische Landesverband engagiert sich zum Beispiel in der Migrationsarbeit, der Bahnhofsmission und gegen Frauenhandel.