Wegen Wohnungsnot: Mallorca will Denkmalschutz aufweichen
Veränderungen an Palmas historischen Stadtpalästen und anderen denkmalgeschützten Häusern auf den Balearen waren bisher absolut tabu. Doch angesichts der Wohnungsnot will die neue konservative Regierung unter der Volkspartei PP nun genau das zulassen, wie die „Mallorca-Zeitung“ (Mittwoch) berichtet. So sollen unter Denkmalschutz stehende Gebäude künftig aufgestockt oder in mehrere Wohneinheiten aufgeteilt werden können. Ebenso soll es möglich sein, etwa kommerziell genutzte Untergeschosse in Apartments umzuwandeln, so das neue Dekret gegen Wohnungsnot, das Denkmalschützer auf den Plan ruft.
Einzige Bedingung für die baulichen Veränderungen an den Gebäuden ist, dass die Denkmalschutzkommission des Inselrats zustimmt. Diese wird allerdings inzwischen auch von der PP und der rechtspopulistischen Partei Vox verantwortet, so dass hier kein besonders starker Gegenwind zu erwarten sei, so die Zeitung.
Laut Dekret kann ein Gebäude nicht beliebig aufgestockt werden, sondern maximal um 50 Prozent und unter Einbeziehung der Umgebung. Auf ein Haus mit vier Stockwerken etwa können höchstens zwei Etagen aufgesattelt werden – sofern es damit nicht das höchste Gebäude der Straße überragt.
Die Denkmalschutzorganisation Arca zeigte sich alarmiert von den Vorhaben der neuen Balearen-Regierung. Zusätzliche Etagen auf denkmalgeschützte Gebäude aufzustocken, sei „außerordentlich gefährlich“, erklärte Arca-Sprecherin Angels Fermoselle. Auch könne der architektonische Wert der betreffenden Gebiete erheblich leiden, so die Expertin.