Trotz Verbots schwenken Hunderttausende die Regenbogenfahne und rufen: “Freiheit und Liebe lassen sich nicht verbannen.” Die Pride-Demo in Budapest wurde im Juli zum politischen Protest. Jetzt gibt es ein Nachspiel.
In Ungarn hat die Polizei am Freitag den Budapester Bürgermeister Gergely Karacsony verhört. Hintergrund der Vorladung war die Pride-Parade, bei der Ende Juni bis zu 300.000 Teilnehmende durch die Hauptstadt marschiert waren. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban hatte das Event verboten.
Ungarische Medien zeigten Bilder, wie Karacsony am Freitagvormittag vor dem Polizeigebäude eintraf. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit dem aufgedruckten Budapester Stadtwappen in Regenbogenfarben. Zudem hielt er fest: Hierbei gehe es nicht um ihn, sondern um die Frage, wie sehr Budapest und Ungarn die Freiheit liebten. Bei rund 200 Unterstützern, die sich zu einer Demonstration versammelt hatten, bedankte sich Karacsony. Die Vorladung betrachtet er als politisch gesteuert: Er sagte, er wäre überrascht, sollte der Fall tatsächlich vor Gericht landen.
Die Pride-Demo vor einem Monat galt als Kampfansage an den illiberalen Kurs von Regierungschef Orban. Im März hatte Ungarns Parlament ein Gesetz erlassen, das die öffentliche Darstellung nicht heterosexueller Lebensweisen unter Strafe stellt. Die Regierung rechtfertigte den Schritt mit dem Kinderschutz.
Während die Behörden zunächst angekündigt hatten, Teilnehmende mit bis zu 500 Euro Geldstrafe zu belegen, ruderten sie später zurück. Ermittelt werde nur gegen die Veranstalter. Damit die Pride stattfinden konnte, hatte Karacsony sie zu einer kommunalen Veranstaltung erklärt, die keine polizeiliche Genehmigung voraussetze.