WDR-Umfrage zu Migration und Fußball löst Debatte aus

Wie blicken die Bundesbürger auf die deutsche Nationalmannschaft? Wenige Tage vor Beginn der EM im eigenen Land schlägt eine Umfrage Wellen.

Eine Umfrage des WDR zu Migration und Fußball sorgt kurz vor dem Start der Europameisterschaft für Debatten. Der deutsche Nationalspieler Joshua Kimmich (29) nannte die Befragung am Samstag bei einer Pressekonferenz in Herzogenaurach absolut kontraproduktiv. Es sei absurd, solche Fragen zu stellen, wo es jetzt eigentlich darum gehe, das ganze Land zu vereinen.

Das WDR-Format “Sport inside” hatte für die Doku “Einigkeit und Recht und Vielfalt” über Nationalspieler mit migrantischen Wurzeln eine repräsentative Umfrage bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Die 1.304 Befragten sollten sich zu folgenden Aussagen positionieren: “Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen”, “Ich finde es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben” und “Ich finde es schade, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft türkische Wurzeln hat.”

Der WDR fasste das Ergebnis auf seiner Homepage wie folgt zusammen: “66 Prozent finden es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben. In der gleichen Umfrage geben jedoch auch 21 Prozent der Befragten an, dass sie es besser fänden, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielen würden. Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) stimmt dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu.”

Zugleich empfänden es 17 Prozent der Befragten als schade, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft türkische Wurzeln hat. 67 Prozent stimmten dieser Aussage den Angaben zufolge nicht zu. Ilkay Gündogan (33), Sohn türkischer Einwanderer, ist seit Sommer 2023 Kapitän der DFB-Elf.

Gündogans Mannschaftskamerad Kimmich betonte, dass der Fußball ein gutes Beispiel dafür sei, wie man verschiedene Nationen, Hautfarben und Religionen vereinen könne. Darum gehe es auch bei der Nationalmannschaft; und: “Ich würde sehr, sehr viele Spieler vermissen, wenn sie nicht hier wären.”

WDR-Sportchef Karl Valks sagte mit Blick auf Kimmichs Kritik, dass Reporter Philipp Awounou in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation “Einigkeit und Recht und Vielfalt” mit der Aussage konfrontiert worden sei, auf dem Fußballplatz stünden zu wenige “echte”, hellhäutige Deutsche. “Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen”, so Valks. Daher habe man bei Infratest Dimap die Umfrage in Auftrag gegeben.

Der WDR-Sportchef weiter: “Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind; aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland.” Sport spiele in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle; die Nationalmannschaft sei ein starkes Vorbild für Integration.